Ganzkörperkältetherapie

21. Mai 2017 G 0

Ganzkörperkältetherapie (total body cryotherapy), auch Kälteapplikation. In Japan entwickelte Methode, die bei Rheumapatienten mit Schmerzen in den Gelenken angewandt wurde. Die Patienten halten sich kurzfristig (bis 3 Minuten) bei Temperaturen um -110° Celsius Therapie in einer Kältekammer auf zur Behandlung verschiedener Erkrankungen (chronisch entzündliche Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, weichteilrheumatische Erkrankungen, kollagenose (Bindegewebe betreffende) Autoimmunerkrankungen, Migräne, chronische Schlafstörungen, Neurodermitis (stark juckende Hauterkrankung). Die Ganzkörper-Kryotherapie bewirkt Veränderungen der EKG-Parameter und ihrer Verkettungen, die adaptive Reaktionen des Organismus und die Aktivierung aller adaptiven Ressourcen des Organismus darstellen. Die Daten zeigen die Sicherheit des Eingriffs aus koronarer und hämodynamischer Sicht anderer Organe (Taletavièiene et al. 2012).

Die Ganzkörper-Kältetherapie hat sich zur effektiven und schnellen Regeneration nach oder zwischen den Wettkämpfen sowie zu Heilungsprozessen etabliert. Sie reduziert die nach hohen sportlichen Belastungen auftretende Auflösung von roten Blutzellen (Hämolyse) (Banfi et al. 2009). Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde den Sportlern erstmals eine mobile Kältekammer zur Verfügung gestellt. Auch die Sportschule Kienbaum verfügt über eine Kältekammer.

Ergebnisse zu den Auswirkungen auf die Ausdauerleistungsfähigkeit sind widersprüchlich und gehen von positiv (Joch et al. 2002) bis zu nicht nachweisbar bei hochintensiven Intervalltraining (Broatch, 2015).

Exkurs: Obwohl die Studienlage zur Ganzkörperkältetherapie dürftig ist, erleben wir gegenwärtig einen Boom an Kryosaunen als „Wunderheiler“. Sie würden beim Abnehmen helfen, das Immunsystem stärken, die Haut verschönern, Stress abbauen und die Libido steigern…was man so alles preist, um die Leute in die Frostfässer zu kriegen (ein Tonnengang um 50€). Keine der Verheißungen ist wissenschaftlich bewiesen. Dabei kann der Kälteschock auch schaden, besonders wenn mit flüssigen Stickstoff gefrostet wird. Zudem sollte bei hohem Bludruck, Herz- und Lungenerkrankungen auf die Frostkur verzichtet werden (Wolz, Lea: „Chillen im Fass“, SPIEGEL 33/2019, S. 99).

Mehr zum Thema (Video): https://www.youtube.com/watch?v=TQ7tcMBdlGs – Zugriff 01.05.2019


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