Gegenstromanlage

21. Mai 2017 G 0

Gegenstromanlage, (flume), auch Strömungskanal, umgangssprachlich einfach „Kanal“: technisches Gerät zur Veranschaulichung von Strömungen, das aus dem Schiffbau für die Leistungsdiagnostik im Schwimmen und Kajaksport (→Ergometrie) übernommen wurde. Inzwischen bietet die Industrie verschiedene Modelle des „Endless Pool“ („Streampool“) für den privaten Nutzer bis zu Hotels/Spa-Einrichtungen an. Für eine leistungssportliche Nutzung sind neben der Größe des Beckens besonders strömungsoptimierte Fächerdüsen erforderlich, da unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten biomechanische Untersuchungen der Schwimmtechnik erschweren.

Der Schwimmsport kann die Kanäle nutzen:

In der Gegenstromanlage können die Schwimmer „am Ort“ bei stufenlos regelbaren Geschwindigkeiten (zumeist von 0,5 bis 2,4 m/sec) „gegen den Strom“ schwimmen.  Die Anlage ist somit ein hervorragendes Trainingsmittel, besonders im Bereich des Schnelligkeitstrainings, um Geschwindigkeitsbarrieren zu durchbrechen, und des wettkampfspezifischen Trainings, um angestrebte Wettkampfgeschwindigkeiten zu trainieren (→ „Prognoseschwimmen“). Vorteilhaft ist auch bei bestimmten Verletzungen (z.B. Fuß, Knie) das Training der Grundlagenausdauer, da die Wenden entfallen. Als sportartspezifisches Ergometer ist die Gegenstromanlage ein wichtiger Bestandteil der Leistungsdiagnostik im DSV und trainingswissenschaftlicher Untersuchungen (z.B. →Spiroergometrie). Bei Bewegungsanalysen sind Unterschiede in den biomechanischen Kenngrößen zwischen Schwimmbecken und Gegenstromanlage zu beachten, die besonders die Dauer der Hauptphase, die intrazyklischen Geschwindigkeitsschwankungen sowie die Geometrie der Bewegung betreffen. Ungeachtet dessen erklären Bewegungsanalysen in der Gegenstromanlage das Bedingungsgefüge von Ursache und Wirkung in der Koordinationsstruktur des Schwimmers (Ackermann et al. 1992). Unter Berücksichtigung der Zugfrequenz (im Kanal 3-4 Züge weniger als im Freiwasser) kann aber von einer nahezu gleichen Muskelaktivierung in der Stärke als auch im Verlauf ausgegangen werden (Hermsdorf, 2002). →Kanaltraining,Gegenstrombecken

Querschnitt durch die Gegenstromanlage am OSP Hamburg

 

Mehr zum Thema: Training im Strömungskanal. In: Rudolph et al. (2014). Wege zum Topschwimmer, Schorndorf, S. 240-251

Beispiel (Video): https://www.youtube.com/watch?v=K1rmM9u_9hc – Zugriff 3.05.2019


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