Selbstverwirklichung
Selbstverwirklichung (self implementation), Verwirklichung der eigenen Lebensvorstellungen bei Ausschöpfung des eigenen Potentials an Fähigkeiten. Die Selbstverwirklichung wird in der Psychologie als „grundlegende Kraft“ des Menschen betrachtet. Maslow setzte sie in seiner Bedürfnispyramide an oberste Stelle. Sie ist aber nicht mit Egoismus zu verwechseln, sondern stützt sich eher auf Individualität, Eigenverantwortung und Selbstwertstreben, denn sich selbst verwirklichen heißt manchmal gegen den Strom zu schwimmen. →Entfremdung
Im Sport ist das Streben nach Selbstverwirklichung unverzichtbar. Mit sportlicher Bewegung erschließt sich der Mensch ein spezifisches Erfahrungsfeld, das auf keine andere Weise ersetzbar ist. Selbstverwirklichung kann nur unter Einbeziehung der Gemeinschaft erreicht werden. Wer nur eigene Interessen – unter Ausnutzung anderer – realisiert, wird keine Anerkennung finden (Baumgartner & Enz, 1987). Selbstverwirklichung unterliegt immer neben der subjektiven (persönlichen) auch immer einer objektiven (sozialen) Bewertung. →Fairplay.
Besonders für behinderte Sportlerinnen und Sportler sind sportliche Spitzenleistungen ein starkes Motiv ihrer körperlichen Aktivität, für ihr Selbstbild und ihre Selbstverwirklichung. Durch die Erfassung der passiven Umströmungssituation von Schwimmern mit unterschiedlichen körperlichen Schädigungen mittels simultaner Dynamografie und Kinematografie im Rahmen passiver Schleppversuche wurden wissenschaftlich fundierte Daten erhoben, die dass das widerstandsgünstige Verhalten in den Gleitphasen beschreiben. Das Umsetzen dieser Erkenntnisse in die Trainingspraxis ist ein entscheidender Beitrag zur Selbstverwirklichung und damit für das Erreichen sportlicher Höchstleistungen im paralympischen Schwimmsport (Karger, K. 2011).
Exkurs: Dabei ist in der Zielstellung zwischen Breitensport und Hochleistungssport zu unterscheiden, der immer mehr Züge des Showbusiness annimmt. Der Hochleistungssportler kann einerseits durch sportliche Grenzerfahrungen die Suche nach dem eigenen Ich perfektionieren, zugleich steht er permanent zwischen Fremdbestimmung (Instrumentalisierung) und Selbstverwirklichung. „Der Hochleistungssport ist aus der Perspektive von Individuum und Gesellschaft nicht nur zu interpretieren als ein Medium exzeptioneller Selbstverwirklichung, sondern auch zu verstehen als ein Phänomen der Entfremdung, das Momente der Motivation und der psychischen Stimmung nicht als Eigenwert, sondern allein in ihrer leistungsvariierenden Funktion relevant werden lässt.“ (Meyer, 1973). Das betrifft besonders Auswirkung und Umgang mit dem Leistungsprinzip im Nachwuchsleistungssport. Leistung im Kindersport ist aber sinnvoll, wenn sie zur Selbstverwirklichung des einzelnen beiträgt und zugleich die Selbstverwirklichungsmöglichkeiten aller beteiligten Sportpartner berücksichtigt (Crum, 1982).
„Selbstverwirklichung besteht heute zum größten Teil aus Selbstinszenierung.“ Gerhard Uhlenbruk (*1929), dt. Immunbiologe
Mehr zum Thema: https://www.psychotipps.com/selbstverwirklichung-2.html– Zugriff 4.07.23