Technik, sportliche
Technik, sportliche (sport technique), spezifisches Bewegungsmuster sportlicher Bewegungen. Das Problem einer scharfen Begriffsbestimmung der sportlichen Technik liegt darin begründet, dass uns Technik einmal als abstraktes Modell (die Delfintechnik prinzipiell) aber auch als konkreter Bewegungsablauf (die Delfintechnik eines Schwimmers, →Stil) und darüber hinaus noch aus verschiedener Sichtweise (aus der des Schwimmers oder der des Trainers; Innensicht versus Außensicht) gegenübertritt. Ferner ist sie zum einen standardisiert (→Modell, →Leitbild), verändert sich aber auch ständig (vgl. Hohmann et al. 2002). Dabei sind die Wettkampfregeln (Wettkampfbestimmungen) zunächst begrenzender Faktor, werden aber zumeist der Entwicklung angepasst. Das treibende Element sind hierbei weniger Sportwissenschaftler, sondern mehr Schwimmer und Trainer (z.B. Delfinkick beim Tauchzug durch Kitajima WM 2003). Entscheidend ist nicht das starre Festhalten an einer vorgegebenen Ideallösung, sondern die erfolgreiche („schnelle“) Lösung einer Bewegungsaufgabe (Roth & Willimczik, 1999).
Wenn auch Schwimmen nicht zu den technisch-kompositorischen Sportarten zählt, bei denen die Technik unmittelbar zum Wettkampfergebnis (Wertung) beiträgt, so ist sie trotzdem eine wesentliche Leistungskomponente. Das beginnt bereits mit der Ausbildung, denn um Schwimmer zu werden, muss erst einmal die Technik des Schwimmens erlernt werden. Dabei stehen im Schwimmen zunächst Fehlerminimierung, später Zeitminimierung im Vordergrund. Im Hochleistungstraining nützen Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit auf höchstem Niveau nichts, wenn sie nicht effektiv in das Wasser, also in eine zweckmäßige Schwimmtechnik umgesetzt werden. Die Abhängigkeit des Wirkungsgrades von der Schwimmtechnik bestätigten Untersuchungen in der Gegenstromanlage (Bremer, 2003; Reer et al. 2002). Nach einigen Jahrzehnten der Dominanz konditioneller Fähigkeiten, besinnt man sich in letzter Zeit in Verbindung mit den begrenzten Belastungsumfängen auf den Faktor Technik als eine entscheidende Größe bei der weiteren Entwicklung des Schwimmsports (Touretski & Coffey, 1998). Dabei sind individuelle Lösungen anzustreben. Das trifft auch auf den Bereich der Master zu, da hier in der Technik die meisten Reserven liegen, zumal bestimmte Einschränkungen an Kraft und Beweglichkeit Grenzen setzen.
Exkurs: „Je besser eine Turntechnik ausgereift ist, desto mehr arbeitet man mit dem Körper und nicht gegen ihn. Dementsprechend bietet eine korrekte Technik mehr Möglichkeiten und sie schützt einen Athleten vor Verletzungen.“ Wolfgang Hambüchen, Leistungssport 3/2015, S.6
„Technik ist die Anstrengung, Anstrengungen zu ersparen“ Baltasar Gracián y Morales, (1601 – 1658) Spanischer Schriftsteller