Total Immersion
Total Immersion (engl. für „vollständiges Eintauchen“), Lehrmethode des Schwimmens, wonach die Schwimmbewegungen in die einzelnen Bestandteile aufgelöst, als Basisteile geübt und erst danach zusammengeführt werden. Unter dem Motto „Schwimmen wie ein Fisch“ verbreitete sich das Verfahren nach dem Lehrbuch von Laughlin (2004) weltweit. (www.ti-europe.com)
Exkurs: Und hier setzen die Autoren mit folgenden Empfehlungen an: 1. „Finden Sie eine ausbalancierte Wasserlage“ (den Kopf vollständig ins Wasser zu drücken, daher der Name „Total Immersion“), 2. „Machen Sie ihren Körper beim Schwimmen länger“ und 3. „Schwimmen Sie in Seitenlage“ (S.44). Tatsächlich räumen die Autoren mit einer bei vielen „Schwimmlehrern“ und „Trainern“ verbreiteten Auffassung auf, dass Schwimmen in erster Linie über Arme und Beine erfolgt. Folglich sind die meisten Trainer auch in der Ausbildung auf den Antrieb über die Extremitäten fokussiert und vernachlässigen den Rumpf, der als „Kraftzentrum“ eine entscheidende Rolle für den optimalen Einsatz der Extremitäten und für eine widerstandsarme Wasserlage spielt. Wenn man so lernt zu schwimmen, dann kann man wirklich den „Öko-Gang“ einlegen und kommt mit deutlich weniger Zügen zu gleichen Schwimmgeschwindigkeiten. Als treffliches Beispiel führt Laughlin immer wieder den russischen Schwimmer Popov an. Leider ohne die bahnbrechende Arbeit seines Trainers Touretski zu würdigen, der seinen Schützlingen (und auch uns deutschen Trainern in zwei Vorlesungen) beibrachte, wenn ein Schwimmer erst einmal langsam fließend schwimmen kann, kann er es schnell erst recht. Überhaupt verkauft Laughlin „alte Hüte“. Aber er macht uns Prinzipien der Biomechanik bewusst, die teilweise in Vergessenheit geraten sind, wie das der Anfangskraft oder der zeitlichen Koordination von Teilimpulsen. Auch seine stete Warnung vor den negativen Auswirkungen, in einem schlechten Schwimmstil endlos Bahnen abzuspulen, haben wir bereits in unserer Nachwuchskonzeption beachtet: Die Technik bestimmt die Bahnlänge. Und der „motorische Stereotyp“ ist uns seit PAWLOW vertraut. Bemerkenswert ist das Motto zur Anwendung von Hilfsmitteln: „Weniger ist mehr“, das sich viele unserer Trainer noch einmal durch den Kopf gehen lassen sollten. Denn tatsächlich sind es weitgehend „Krücken“, die eine Wasserlage vortäuschen und die wir im Wettkampf spätestens am Startblock ablegen müssen. Letztlich ist für Laughlin das einfachste Hilfsmittel der eigene Körper. Die abschließenden Hinweise zum Land(Trocken-)training sind kurz und gut strukturiert, indem die Stärkung des Muskel-Skelett-Systems und präventive Übungen dominieren. Kurzum: einige gute Ansätze sind eingebettet in eine Flut an Allgemeinplätzen, einer zum Teil unausstehlichen Selbstverherrlichung und einigen Disproportionen. So muss Schwimmen nicht gleich parallel mit Golf und Tennis zur Techniksportart erklärt werden ohne die dialektische Wechselwirkung von Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer zur Technik zu missachten. Hinzu kommt die gewollte Unterschätzung der „Antriebsmittel“ Beine und Arme. So spielt die wichtige Ellenbogen-hoch-Halte bei seinen Übungen keine Rolle. Nervend sind die ständigen Unterstellungen, die Schwimmtrainer würden weltweit zu viel Zeit für Training im Sinne endlosen Hin- und Her-Schwimmens und nicht für Üben verwenden. Das befremdet mich nach inzwischen 50jähriger Zusammenarbeit mit unseren besten Trainern. Aber wohl nicht nur mich. Den Namen LAUGHLIN sucht man vergeblich bei MAGLISCHO oder SWEETENHAM, den weltweit renommiertesten Autoren in Sachen Schwimmtraining. (aus Rudolph, Rezension zu Laughlin & Delues: Total Immersion – Schwimmen nach der Art der Fische, Covadonga Verlag, 2010),
Mehr zum Thema: https://de.wikipedia.org/wiki/Total_Immersion