Anpassung, funktionelle
Anpassung, funktionelle (adaptation, functional), die Zusammenhänge zwischen Belastung (Reiz) und Anpassung (Funktion) hat bereits ROUX 1895 mit seinen Belastungsstufen erklärt. Danach erhält normale Belastung die Funktion, löst optimale Belastung eine Anpassung aus, führt Unterbelastung zum Abbau der Funktion oder des Materials und Überbelastung zu dessen Zerstörung. Sportliches Training sollte die Funktionssysteme stärken. Das richtige Maß dazu zu finden, ist die „hohe Schule“ der Trainertätigkeit. Das betrifft besonders das Verhältnis von allgemeinen und spezifischen Leistungsvoraussetzungen. So zweifelt der amerikanische Physiologe Costill an, ob es sinnvoll ist für einen Wettkampf von 1-3 Minuten Dauer unbedingt Trainingseinheiten von 5-10 km zu absolvieren. Man kann aber die Inhalte des Trainings nicht nur auf die Dauer (Streckenlänge) und Wettkampfgeschwindigkeit reduzieren. Die Entwicklung von Kraft, Schnellkraft und Schnelligkeitsausdauer erscheinen von größerer Bedeutung zu sein als nur das Training nahe der Wettkampfgeschwindigkeit (Cronin et al. 2002). →Adaptation
Exkurs: Das Feld der funktionalen Anpassung bleibt weiterhin eine große Reserve des Leistungssports. Während einige Bereiche, wie z.B. die funktionelle Anpassung des Sportherzens gut erforscht sind, geht z.B. mit der Bedeutung neuronaler Prozesse für Sprintleistungen eine gewisse Tragik einher: Arbeitet der Schwimmer hart an seiner Technik und der Schnellkraft, ermüdet er schnell und entsprechend verlangsamen sich auch die Zuckungseigenschaften seiner Muskelfasern. Im umgekehrten Fall kann er wiederum seine neuronalen Abläufe nicht optimieren. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass kurze phasische Reizmuster nicht nur die schnellen Eigenschaften eines Muskels erhalten, sondern im Gegenteil eine Umwandlung von langsam Fasern in schnelle Fasern hervorrufen können (was bislang bestritten wurde). Damit bleibt die Hoffnung in Zukunft Leistungsverbesserungen zu erzielen, indem man Trainingsmaßnahmen bezüglich ihres Innervationsmusters genauer analysiert und ihre Wirkung auf die Muskelstruktur sorgfältig überwacht. Dabei können technische Feedback-Systeme den Innervationsreiz objektivieren, um damit eine unerwünschte Anpassung zu verhindern. Mit dem notwendigen Wissen des Trainers, dem Talent und der Willenskraft des Athleten bleibt damit die Hoffnung, auch auf „sauberem“> Wege Höchstleistungen zu erreichen (Hering 2000).