Genanalyse
Genanalyse (gen analysis), auch DNA-Analyse, Gentest: molekularbiologisches Verfahren zur Bestimmung der DNA (→Desoxyribonukleinsäure) zu kriminalistischen Zwecken, Verwandtschaftsgutachten, Veranlagung zu bestimmten Krankheiten usw. Trotz der immensen Fortschritte der letzten Jahrzehnte liegt der Weg in eine klinische Routine-Gendiagnostik nach Expertenurteil in weiter Ferne.
Dazu der Humangenetiker Karsten Held: „Je größer die Auflösung, desto größer wird der Albtraum des genetischen Beraters. Egal auf welcher Ebene wir uns befinden, wir haben folgendes Problem: Je mehr Informationen wir haben, desto schwieriger wird es, das zu vermitteln.“ (https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/de/fachbeitrag/dossier/gendiagnostik-technik-stoesst-an-grenzen-des-medizinisch-sinnvollen/ – Zugriff 04.05.2019)
Ungeachtet dessen bietet ein google-nahes US-Unternehmen Gentests für Jedermann zu rund 700 € an. Durch Unterschiede in der Gensequenz könnten genetische Variationen zwischen den Angehörigen einer Spezies ermittelt werden, also Verwandtschaftsverhältnisse oder Krankheitsrisiken bis zur Verträglichkeit von Medikamenten. Dazu reichen „nur“ 600.000 einzelne Informationen aus einer Speichelprobe. Eine komplette Genanalyse würden allerdings mehrere Milliarden Datenpunkte umfassen und über 300.000 US-Dollar kosten (Nachrichten von .freenet.de, Zugriff am 25.05.2016).
Die Genanalyse erschließt Möglichkeit, die biologischen Hintergründe sportlicher Spitzenleistungen zu erforschen. Experten schätzen, dass etwa 50% der sportlichen Leistung genetisch bedingt sind. Hier könnten auch einige Ursachen der sportlichen Leistungen bestimmter Gruppen (Rassen) zu finden sein (z.B. äthiopische Langstreckenläufer, Sprintleistungen von Schwarzen, aber geringer Anteil Schwarzer an den Spitzenleistungen im Schwimmen usw.). Vorsicht ist geboten, da die Kenntnisse auch für Gendoping genutzt werden könnten. Zudem ist medizinisch nicht immer sinnvoll, was technisch machbar ist, von ethischen Aspekten abgesehen. Als Trainer sollten wir besonders die Diskrepanz zwischen technologischem Fortschritt und den Risiken der Deutung, den begrenzten Präventionsmaßnahmen sowie ethisch-rechtliche Fragen sehen. Dann erliegen wir auch nicht der Werbung, wonach die sportliche Veranlagung digital ermittelt werden kann (z.B.: DNA-Plus). Mit solchen Sprüchen wie „Kenne deine Gene, dann kennst du dich selbst“ wird der Verbraucher getäuscht (Urban Wiesing, Prof. für Ethik und Medizinhistorie). →Genomanalyse, →Genotyp, →Sportethik, →Anlage, →Talent, →Talentsuche, →Genomforschung
Exkurs: Ein auf genetischen Polymorphismen basierendes Training (Verwendung von zwanzig genetischen Polymorphismen) erwies sich als wirksam, um die sportliche Leistung eines Marathonschwimmers zu verbessern (Bottura & Dentillo, 2024).
„Die Gene sind das Lotteriespiel unseres Lebens“. Helmut Glaßl (*1950), Dipl.-Ing., Aphoristiker
Video: https://www.youtube.com/watch?v=7zsnCGH9Cwc– Zugriff 28.10.24