Prinzip der rechtzeitigen und zunehmenden Spezialisierung

13. Dezember 2021 P 0

Prinzip der rechtzeitigen und zunehmenden Spezialisierung (Principle of the punctual and increasing specialization), allgemeines Trainingsprinzip, wonach bei Wahrung allgemeiner Leistungsgrundlagen rechtzeitig und zunehmend das Training auf die angestrebte Disziplin ausgerichtet wird. Besonders im Aufbautraining der Ausdauersportarten sichern stabile aerobe Leistungsgrundlagen und die Beherrschung der grundlegenden sportlichen Techniken eine zunehmende sportartspezifische Spezialisierung. Im Übergang zum Anschlusstraining erlangt die nachhaltige Ausprägung der Belastungsverträglichkeit entscheidende Bedeutung (Wick 2006).

Der Schwimmer wird sich bereits zu Beginn seines langfristigen Leistungsaufbaus (Grundausbildung) mit dem Wasser „anfreunden“ (Wassergewöhnung) und im folgenden Grundlagentraining alle vier Schwimmarten einschließlich Start und Wenden erlernen. Zugleich wird er, besonders im Aufbautraining, in der ganzen Bandbreite der konditionellen Fähigkeiten ausgebildet. Danach folgt die zunehmende Spezialisierung über die Wettkampfdisziplin (Strecke und Schwimmart) bei optimaler Nutzung der für die einzelnen Leistungsvoraussetzungen günstigen Zeiträume (→sensitive Phasen), im Gegensatz zur frühzeitigen Spezialisierung. Das frühe Hochleistungsalter und die vielfältige komplizierte Leistungsstruktur im Schwimmen erfordern diese zeitige Aufnahme der Schwimmausbildung mit 6-8 Jahren (→Grundausbildung) und trotz zunehmender Spezialisierung eine Konzentration auf eine Disziplin erst zum Hochleistungstraining. →rechtzeitige Spezialisierung

Exkurs: In Sportwissenschaft wie Trainingspraxis ist der Streit um frühzeitige oder rechtzeitige Spezialisierung ein Dauerbrenner (Deliberate practice contra deliberate play). Dabei wird häufig zeitige Förderung von Talenten mit frühzeitiger Spezialisierung gleichgesetzt ohne den Trainingsinhalt zu beachten. Der von einigen Sportwissenschaftlern geforderte sportartenunspezifische Einstieg in die Talentförderung ist zumindest im Schwimmen keine Alternative. Das Talent des Schwimmers erkenne ich nun einmal im Wasser. Das schließt aber den verzögerten Einsatz sportartspezifischer Trainingsinhalte nicht aus. Warum sollen Deliberate play und Deliberate practice nicht miteinander können?

Mehr zum Thema: Rudolph et al. (2014) Nachwuchskonzeption Schwimmen 2020 (http://www.dsv.de/fileadmin/dsv/documents/schwimmen/Amtliches/150327_Nachwuchskonzeption_Schwimmen_2020.pdf) – Zugriff 13.12.21

 


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