Leistungsaufbau, langfristiger
Leistungsaufbau, langfristiger (performance- planning, long-term), zielgerichtete und systematische Ausbildung vom Nachwuchstraining bis zum Erreichen der sportlichen Höchstleistung.
Dieser Prozess verläuft im Schwimmen über 10 – 25 Jahre und ist in die Etappen Grundlagentraining, Aufbautraining, Anschlusstraining und Hochleistungstraining untergliedert. Für die inhaltliche Gestaltung ist wesentlich, dass jede Ausbildungsetappe vielseitige Leistungsvoraussetzungen (→Vielseitigkeit) für die folgende schafft und den Schwimmer weiterhin motiviert (→Motivation). Dabei sind die sensitiven Phasen und Altersbesonderheiten zu berücksichtigen. Der Dachverband sollte durch langfristige Trainingskonzeptionen (→Grundkonzeption, trainingsmethodische) und deren Vermittlung in der Trainerausbildung einer frühzeitigen Spezialisierung entgegenwirken (→rechtzeitige Spezialisierung). →deliberate play und/oder deliberate practice
Im Ergebnis langjähriger Untersuchungen von 607 Schwimmern in der Ausbildungsphase (drei Jahre), der Phase der Verbesserung der Sportlichkeit (drei Jahre) und der höheren Sportlichkeit (zwei Jahre) entwickelten Arishin & Pogrebnoy (2022) eine Variante zur Gestaltung der Trainingsaktivität von Schwimmern, bei der physisches und technisches Training zu einem integrativen System verbunden werden. Da nur eine geringe Anzahl von Studien vorliegen, die die langfristige Entwicklung von trainings- und leistungsbestimmenden Faktoren im Ausdauersport mit wissenschaftlicher Evidenz behandeln, beruhen auch die bestehenden Praktiken der Talentförderung im Ausdauersport auf begrenzten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Somit besteht ein dringender Bedarf an zusätzlichen Langzeitstudien, die auf einer systematischen Beobachtung von Athleten vom Kindesalter an beruhen und hochpräzise, reproduzierbare Messungen von trainings- und leistungsbestimmenden Faktoren verwenden (Staff et al. 2023. Descheemaeker et al. (2023 ) schlussfolgern, dass für viele olympische Sportarten ein spezifisches Training von klein auf keine Voraussetzung für internationale Erfolge ist.
Exkurs: Während sich die langfristigen Nachwuchsprogramme der führenden Schwimmnationen immer mehr angleichen (u.a. Long Term Athlete Development der Engländer), kritisiert Rushall (2011) die Ignoranz wissenschaftlicher Untersuchungen, die zu unbegründeten und falsch informierten Überzeugungen führte und das Leistungsschwimm-Coaching durchdringen würde. Die Konzepte konzentrierten sich vorwiegend auf das Coaching von präpubertären Schwimmern und seien ein „Konzept der Verwirrung“. Rushall, der Begründer des USRPT-Training, ist mit seinen Auffassungen unter den Trainern umstritten, zumal er so auftritt als hätte er die Wahrheit gepachtet und zugleich die Erfahrungen der weltbesten Trainer ignoriert. Berechtigt ist aber die Sorge, dass durch Vorrang des Trainingsumfangs die Technik vernachlässigt würde (ebenda und Lang & Light, 2010).
- Rudolph et al. (2015). Nachwuchskonzeption Schwimmen 2020. Internes Material des DSV (http://www.dsv.de/fileadmin/dsv/documents/schwimmen/Amtliches/150327_Nachwuchskonzeption_Schwimmen_2020.pdf) – Zugriff 10.01.23
- Hohmann, A. (2018). Langfristiger Leistungsaufbau im Nachwuchsalter. DSTV-Reihe, Bd. 42, 7-27
- Rudolph, K. (2011). Leistungsauffälligkeit = Talent? Ein Beitrag zur Eignungsdiagnostik im Schwimmen. Leistungssport (41)2, 40-46
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Rudolph, K.(2019). „Sprungbrett oder Fallgrube“? – 50 Jahre Jugendeuropameisterschaften im Schwimmen. swim & more 3/19, 33-35
„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“ Anton Bruckner (1824-1896) Österreichischer Komponist