Talentförderung
Talentförderung (talent promotion), Maßnahmen der beruflichen und/oder schulischen Förderung talentierter Kinder und Jugendlicher in speziellen Branchen (z.B. Musik, Mathematik, Sport) und damit eine Voraussetzung zur Sicherung der wissenschaftlichen, musischen oder sportlichen Leistungsfähigkeit eines Landes.
Die Förderung junger Leistungssportler umfasst ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das mit zunehmender Leistungsstärke (→Kaderstruktur) mehr Kosten verursacht. Zunächst sind allerdings die Eltern die “Hauptsponsoren“, die nach Analysen im DSV bereits im Aufbautraining bis zu 2500 € für ihren schwimmenden Sprössling jährlich berappen müssen. Dieses Förderbündel setzt sich dann im Hochleistungstraining aus den folgenden Maßnahmen zusammen:
- Sicherung der notwendigen Trainingsinhalte und –umfänge durch Bereitstellung von Trainingsstätten, Trainingsmittel und Trainer einschließlich Betreuerteam (Sportarzt, Sportpsychologe, Trainingswissenschaftler, Physiotherapeut, Ernährungswissenschaftler, Laufbahnberater
- Sicherung der schulisch-beruflichen Ausbildung durch Abstimmung von Schule/Studium mit den Anforderungen des Leistungssports ohne das Bildungsziel zu vernachlässigen (Zwei Drittel der Kaderathleten sind Schüler oder Studenten, im Schwimmen mit dem geringeren Leistungsalter vermutlich über 75%). →Karriere, duale
- Sicherung der Gesundheit und des sozialen Umfeldes des Sportlers (→Gesundheitsuntersuchungen, →Dopingkontrollen, →Ernährungsberatung, →Laufbahnberatung bis in die nachsportliche Zeit
- Sicherung der Teilnahme an Lehrgängen und Wettkämpfen (allein Fahrtkosten und Trainingsmittel beanspruchen die Hälfte der monatlichen Ausgaben der Athleten für Sport)
- Vermarktung durch Sportmanagement (im Mittel 12% des monatlichen Bruttoeinkommens durch Sponsorenverträge, Start- und Preisgelder, Werbeeinnahmen), wobei hier an die Grenze weiterer staatlicher Förderung gestoßen wird.
- Direkte Anstellung bei Bund, Polizei, Zoll (5,1 % der Kadersportler)
- Finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe, Landessportbund bis zum Verein (etwa 15% des monatlichen Bruttoeinkommens, das bei Schwimmern 1.119 € beträgt).
(alle Zahlenangaben bei Breuer & Wicker, 2010)
Mit der Neuausrichtung des deutschen Sports soll unter der Leitlinie „Perspektive fördern“ eine neue potenzialorientierte Förderstruktur etabliert werden. Die Spitzensportförderung des BMI ist dabei primär auf die olympischen Programmsportarten ausgerichtet. Wichtigstes Kriterium für die Beanspruchung der Fördermaßnahmen ist der Kaderstatus. Das betrifft Fördereinrichtungen wie z.B. SDSH, regionale Sporthilfen, Bundeswehr, Bundespolizei, Zoll, →Olympiastützpunkte bis zur Zulassung an Hochschulen (Profilquote). „Wichtiges Element bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Athleten ist mithin die Optimierung der Vereinbarkeit von sportlicher Karriere und schulischer / beruflicher (Aus-)Bildung. Dabei geht es zum einen um die Förderung und Unterstützung der betreffenden Sportler während ihrer aktiven Karriere, zum anderen aber auch darum, ihnen eine Perspektive nach dem Sport aufzuzeigen. Dies ist insbesondere deshalb notwendig um sicherzustellen, dass nicht Existenzsorgen und Zukunftsängste für die nachsportliche Zeit trotz vorhandenem Erfolgspotenzial zu einer vorzeitigen Beendigung der leistungssportlichen Karriere führen.“ (DOSB: Eckpunktepapier zur Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung/Entwurf 2016). →Sportförderung, →Sportschulen
Auszug aus Nachwuchskonzeption des DSV: Auch die Hochbegabtenforschung hat nachgewiesen, dass die erfolgreichsten Personen in ihrer Jugend kaum durch herausragende Anlagen aufgefallen waren, aber herausragende Lernbedingungen genossen hatten. Wir haben uns über Jahre im Schwimmen in einer Art „Goldsuchermentalität“ (Ziegler) zu einseitig auf das gestützt, was man sieht und leicht erfassen kann (Körperbau, Schwimmleistung), „doch Hochbegabte findet man nicht einfach so vor, sondern man schafft sie erst durch Bereitstellung anregender Umwelten, guter Lernbedingungen und ausreichender Förderung“ (Stöger, Schirner & Ziegler, 2008).