Zwang
Zwang (bondage), äußere Einflussnahme auf Denken oder Handeln gegen den eigenen Willen. In der Psychologie versteht man unter Zwangsstörungen das Leiden an beharrlichen Ritualen (z.B. Waschzwang). Es ist eine psychische Erkrankung, die den Betroffenen privat sowie beruflich massiv beeinträchtigt und in Deutschland 2% der Bevölkerung betrifft (www.verrueckt.de). Besonders pedantische („ordnungssüchtige“) Personen werden als zwanghafte Persönlichkeit bezeichnet.
Es gibt Menschen mit einem zwanghaften Drang zum Sport treiben (besonders Jogger und Bodybuilder). Ähnlich einem Suchtkranken unterstellen sie ihr ganzes Leben dem Sport, Ausdauersport oder der muskulöse Körper werden zum Lebensinhalt Diese Verhaltenssucht ist aber ebenso wenig in psychologischen Diagnosehandbüchern zu finden wie etwa Shopping- oder Sexsucht. Aber sie ist nicht ungefährlich, zumal körperliche Warnsignale ignoriert werden. Der erzwungene Verzicht führt zu Nervosität, Magenschmerzen, Schuldgefühle oder Depressionen, soziale Kontakte werden vernachlässigt. Der Drang zu trainieren wird als innerer Zwang erlebt (Castillon, 2007).
Exkurs: Mit den Worten „Zu viel Zwang macht Spitzensport unattraktiv“ beendete Olympiasiegerin Carina Bär (Rudern) mit 26 Jahren ihre Karriere. Besonders die mit der neuen Spitzensportreform verbundene Konzentration der Mittel und Fördermöglichkeiten verlangt viel Einsicht, die nicht bei allen vorhanden ist, vor allem nicht mehr, wenn man bereits höchst sportliche Ehren erhalten hat.
Eine andere entscheidende Nahtstelle ist der Übergang vom Grundlagen– in das Aufbautraining, oft mit dem Wechsel an eine Sportschule verbunden. Wenn diesen Weg der junge Schwimmer nicht aus eigenen Stücken geht, sondern dem Zwang der Eltern unterliegt, dann stehen schwere Jahre bevor. Entwicklungspsychologen sprechen sich für Selbstwirksamkeitserwartung aus und verstehen darunter das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und die Überzeugung, mit seinen Fähigkeiten etwas bewirken zu können. Menschen, die diese Selbstwirksamkeit haben, sind nachweislich ausdauernder, setzen sich anspruchsvollere Ziele und schätzen ihre Fähigkeiten realistischer ein (Christina Bergengruen in SWR2, 30.11.13). Außerdem können sie besser mit Stress umgehen und sind weniger anfällig. Entsprechend wird das Training auch nicht als Zwang empfunden. Anders die Situation im Profisport. Während der Breitensport und teilweise der „Amateursport“ ein gesellschaftlicher Zwang sein mag, ist der Profisport ein existentieller, denn ohne Leistung kein Überleben (Knobbe, 2000, S.27).
„Zwang ist der unzertrennliche Gefährte jeder Gesellschaft, und jede fordert Opfer, die umso schwerer fallen, je bedeutender die eigene Individualität ist.“ Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), Deutscher Philosoph