USRPT
USRPT (ultra-short-race-pace-training), ein von dem amerikanischen Physiologen Rushall (2016) entwickeltes „evidenzbasiertes Trainingsprogramm“ im Schwimmen, das sich stark an die Methode des HIT anlehnt. In seiner Beweisführung stützt er sich auf eine Studie von Astrand & Rodahl (1977), die mit Radfahrern nachwiesen, dass trotz intensiver Belastung von 10-30 Sekunden und kurzer Pause Laktat nicht akkumulierte und somit die Sportler nicht so stark ermüdeten. Das Grundprinzip des USRPT ist, die Wettkampfstrecke in Teilstrecken (Unterdistanz) zu zerlegen und so oft bei Einhaltung der Wettkampfgeschwindigkeit und der Technik zu wiederholen, wie es dem Schwimmer möglich ist.
Beispiel: HS 100S BZ 51,0 (10,9 -12,9 -13,4 -13,8) = Ø 12,8
50 x 25 S ↑30‘‘ 12,5‘‘ (>13,0 = Aussetzer und zählt nicht)
Dann 2 x überspringen und weiter versuchen mit 0:12,5‘‘, bei 3 Aussetzern oder 2. Fehler wird abgebrochen
Nach dieser Methode stellte der amerikanische Schwimmer Michael Andrew 78 Altersklassenrekorde auf, schwamm über 200 m Lagen Juniorenweltrekord und wurde 2016 Weltmeister über 100m Lagen. Andrew, der besonders durch seinen Glauben hochmotiviert von seinen Eltern betreut und trainiert wird, hat aber das Ziel Olympiateilnahme 2016 und Weltmeisterschaft 2017 verpasst. Er ist Weltspitze auf den ungefragten nichtolympischen Strecken. Es kann eben nur das herauskommen, was man eingibt.
Exkurs: Nugent et al. (2020) analysierten 1347 Studien zur Perspektive des USRPT im Wettkampfschwimmen. Von den 1347 abgerufenen Studien wurden 1332 ausgeschlossen. Aber auch die restlichen 15 Studien waren nicht geeignet, da es sich bei der Intervention nicht um USRPT handelte. Infolgedessen äußern die Autoren Bedenken bezüglich USRPT, da es derzeit nicht auf von Fachkollegen überprüfter veröffentlichter Literatur basiert (entgegen der Auffassung vom „Erfinder“ des USRPT Rushall). Darüber hinaus sind die Empfehlungen innerhalb des USRPT zur Vermeidung von Widerstandstraining, Cross-Trainingsaktivitäten, Trainingsintensitäten unterhalb der Renngeschwindigkeit und Schwimmübungen mit Teilübungen höchst umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass USRPT ein Derivat des hochintensiven Trainings (HIT) ist, und es gibt von Fachkollegen begutachtete veröffentlichte Literatur, die die Auswirkungen von HIT auf die Leistung von Wettkampfschwimmern unterstützt. Schwimmtrainern und Sportwissenschaftlern wird empfohlen, die Anwendungen von USRPT mit Vorsicht zu betrachten. Die Autoren schlagen vor, dass USRPT eine Trainingsmethode ist, die in ein ganzheitliches, periodisiertes Trainingsprogramm integriert werden kann, das eine Vielzahl von Trainingsmethoden und -stimuli umfasst (https://www.dovepress.com/ultra-short-race-pace-training-usrpt-in-swimming-current-perspectives-peer-reviewed-fulltext-article-OAJSM. _Zugriff 10.07.20). In einer Megaanalyse erfüllten nur 4 von 90.612 Studien die Einschlusskriterien. Trotzdem hat die USRPT-Methode das Potenzial als „präzise Alternative zu den oft vagen Trainingssätzen“ ein dominierender Trainingsreiz zu werden. Für ein umfassendes Verständnis sind jedoch weitere Studien erforderlich, die sich auf spezifische Aspekte der Intensitäts- und Tempoberechnung innerhalb von USRPT-Sätzen konzentrieren (Papadimitriou 2024).
Bob Bowman zu USRPT: „Das ist gut. Es ist wie Spinat, es ist wirklich gut für Sie, aber ich werde nicht jeden Tag Spinat essen. Es muss für mich eine Abwechslung sein, und alles muss ganzheitlich funktionieren. Wir haben etwas relativ Ähnliches gemacht, aber wir mischen es mit anderen Dingen, die ich für wirklich wichtig halte. Ich glaube nicht, dass man nur eine Sache tun kann. Ich denke, es muss eine Vielfalt von Anreizen geben.“
Mehr zum Thema: Rudolph, K. (2016). USRPT oder der Glaube macht‘s? DSTV-Reihe, Bd. 38, 38-43
Video: https://www.youtube.com/watch?v=BtxcI5lk138