Freiwasserschwimmen

04. September 2017 F 0

Freiwasserschwimmen (Open Water Swimming), leistungsorientiertes Schwimmen in natürlichen offenen und künstlichen Gewässern, wie z.B. Flüssen, Seen, Ozeanen oder Kanu-/Ruderstrecken und eigenständige Gruppe in der Fachsparte Schwimmen des DSV. Bei →Wettkämpfen im Freiwasser wird zwischen offenen Gewässern mit einer Länge bis 25 Kilometer und über 25 Kilometer (Marathonschwimmen) unterschieden. Freiwasserschwimmen ist mit dem herkömmlichen Beckenschwimmen nicht zu vergleichen; man muss es erst lernen. Man kann die Meinung vertreten, dass es sich – trotz der dabei bevorzugten Lage Kraulschwimmen – um eine azyklische Bewegung handelt, da die zyklische Schwimmbewegung durch die Kommunikation mit dem Trainer, Nahrungsaufnahme, wechselnde Strömung, Wellen, Gegnerkontakt und Kopfheben ständig unterbrochen wird. Langstreckenschwimmer geben weniger durch übermüdete Antriebsmuskulatur in Armen und Beine auf als mehr durch das der Orientierung dienende ständige Kopfheben. Die so überlastete Rumpfmuskulatur ist deshalb besonders zu trainieren. Beckenschwimmer können das Freiwasserschwimmen für sich nutzen und erfolgreich sein, jedoch ist dies aufgrund der besonderen Freiwasserbedingungen nicht selbstverständlich. Das Langstreckenschwimmen in offenen Gewässern ist aus folgenden Gründen mit dem üblichen Beckenschwimmen nicht zu vergleichen:

  •  Länge der Wettkampfstrecke, Wettkampf– und Trainingsdauer,
  •  Umweltbedingungen: Wasser- und Lufttemperatur, Sonne, Wind, Wasserqualität,
  •  Rennstruktur: Gegnerkontakt, Richtungswechsel, Frequenzen, auftretende
    Hindernisse, Massenstart,
  •  Technik des Schwimmens (Armführung, Kopfposition),
  •  Ausrüstung des Sportlers und ggf. Teamunterstützung während des Wettkampfes.
  • Auftreten folgender Gefahren und Probleme: Sturm (innerhalb weniger Minuten), Strömungen mit einer Geschwindigkeit größer 10 m/s, Hindernisse im Wasser. (Baumstämme, Pflanzen, …), dunkles Wasser und Wellen mit einer Amplitude größer 10 cm, wodurch die Sicht zur Orientierung unmöglich wird,
  • aus medizinischer Sicht: Dehydrierung, Schmerzen, Wärmeverlust, Energiemangel (→Energiebereitstellung).

Aufgrund des hohen Energieverbrauches muss der Schwimmer sich während des Schwimmens selbst mit Riegeln und Getränken versorgen. Dabei ist aus medizinischer Sicht eine bestimmte Reihenfolge der Nährstoffe zu beachten. Meist sind Stationen aufgebaut, welche diese bereithalten. Diese Stationen befinden sich aber 10 m außerhalb der Schwimmlinie. Das macht durch Hin- und Rückweg insgesamt mindestens 20 m mehr an Strecke aus, was im Spitzenbereich praktisch nicht mehr aufzuholen ist. Somit ist die Selbstversorgung zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und der Leistungsfähigkeit unerlässlich. Nicht auf der Doping-Liste stehende Schmerzmittel dürfen vorsorglich während des Wettkampfes verabreicht werden. Bei Strecken über 10 km ist ein Begleitboot zur Versorgung des Schwimmers möglich. Bei Langstreckenschwimmern ist, trotz der im Hochleistungstraining auftretenden enormen Belastungen, meist eine schnelle Regeneration der Sportler zu beobachten. Beispielsweise werden von den Athleten innerhalb einer Woche Strecken mit einer WK-Folge von 56-88-40 km (Weltcup in Argentinien), inklusive Training, gut verkraftet. Trotzdem haben Sicherheit und Gesunderhaltung der Schwimmer und des Gesamtpersonals bei Freiwasserwettkämpfen und im Freiwassertraining oberste Priorität. Deshalb werden stets die Wettkampf– und Gesundheitsbestimmungen streng kontrolliert. Es muss im Lebensinteresse der Trainer und Sportler liegen, sich äußerst exakt auf das Training und die Wettkämpfe in freien Gewässern vorzubereiten. (Hetzer, 2005) →Training des Freiwasserschwimmers

(erarbeitet von Stefan Hetzer)

Mehr zum Thema: Hetzer (2014). Merkmale des Freiwasserschwimmen. In Rudolph. Wege zum Topschwimmer, Band 3. Hofmann, 210-223


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