Bindung
Bindung (attachment), in der Entwicklungspsychologie eine langanhaltende, konstante und emotionale Beziehung zu einem anderen Menschen. Nach der Bindungstheorie handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis, das besonders in den ersten Jahren durch die Mutter-Kind-Beziehung geprägt ist. Kleinkinder brauchen Eltern und andere enge Bezugspersonen, um mit Spannungen wie Angst oder Schmerzen umgehen zu können. Emotionale Entwicklung und psychische Sicherheit sind nur durch Bindung möglich (Voos, Quelle s.u.). Daraus erwächst auch eine hohe Verantwortung des Trainers in Grundausbildung und Grundlagentraining für die Zusammenarbeit mit den Eltern, insbesondere den Müttern (z.B. Babyschwimmen). →Sozialkompetenz
„Die Entwicklung von Bindungen an Erwachsene, die für das Kind da sind, die stärker und weiser sind, und die seine Bindungsbedürfnisse befriedigen, sind eine notwenige Voraussetzung für die Entwicklung psychischer Sicherheit. Ein bindungsloser Mensch ist ein psychisches Wrack und wegen seiner depressiven oder gewalttätigen Neigungen und Impulse eine Bedrohung für sich selbst und für andere.“ (Grossmann & Grossmann 2004: http://www.vfa-ev.de/gross.htm)
„Kinder sind Augen, die sehen, wofür wir längst schon blind sind.
Kinder sind Ohren, die hören, wofür wir längst schon taub sind.
Kinder sind Seelen, die spüren, wofür wir längst schon stumpf sind.
Kinder sind Spiegel, sie zeigen, was wir gerne verbergen“Gertrud von Le Fort (1876-1971), dt. Dichterin.
Exkurs: In Sportarten, in denen sich bereits das Nachwuchstraining durch hohe Trainingsumfänge und anspruchsvolle Bewegungsstrukturen auszeichnet, entwickelt sich oft eine sehr enge, auf Vertrauen basierende Sportler-Trainer-Beziehung. In dieses soziale Beziehungsgeflecht sind weitere Bezugspersonen der Sportler, wie die Eltern oder auch Mannschaftskameraden einbezogen. Es gibt aber nur wenige Forschungserkenntnisse zu dieser so wichtigen und sensiblen Beziehung. Eine Untersuchung zeigte, dass junge Turnerinnen bereits im Kindesalter eine sehr differenzierte Wahrnehmung für das Agieren ihrer Trainer (verständnisvoll unterstützend, bagatellisierend zurückweisend) entwickeln. Sie zeigten ein feines Empfinden dafür, bis wohin Trainer ihnen mit Hinweisen bzw. Anweisungen helfen und wo es zu einem Umschlagen kam und das Agieren von Trainern als ungerecht und den Entwicklungsprozess nicht fördernd empfunden wurde. Insgesamt zeigte sich auch eine sehr hohe Bereitschaft, den Trainingsanweisungen der Trainer zu folgen, ihnen hier Vertrauen entgegenzubringen und auch längerfristige Lernprozesse als notwendig und richtig anzuerkennen und gemeinsam mit dem Trainer umzusetzen. Wenn es Trainern gelingt, eine positive Beziehungsqualität zu ihren Sportlerinnen und Sportlern zu entwickeln und im Trainings- und Wettkampfprozess zu leben, ist damit auch ein sehr gutes Engagement der Mädchen und Jungen verbunden, sind junge Sportlerinnen und Sportler auch bereit, mehr freiwillig in das Training zu „investieren“ (Krapf 2015).
Ferner kann aber auch unter Bindung zum Sport die Gerichtetheit von Interessen und Bedürfnissen zu einer sportlichen Tätigkeit („lebenslange Bindung an das Wasser“) bis zu deren organisatorischem Umfeld (Trainingsgruppe, Verein) verstanden werden oder aus Sicht der Vereine, die Bindung von Trainern, Übungsleitern und Mitgliedern.
Mehr zum Thema: https://www.medizin-im-text.de/blog/2014/100/die-bindungstheorie-warum-wir-beziehungen-brauchen/