Homöopathie
Homöopathie (homeopathy), griech. homøopati „gleiches oder ähnliches Leiden‘; auf den Vorstellungen des deutschen Arztes Hahnemann (1755-1843) fußende alternativmedizinische Behandlungsmethode. Eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung homöopathischer Arzneimittel ist bis heute wissenschaftlich nicht bewiesen. In einigen Fällen ist eine solche Behandlung mit Risiken verbunden, besonders wenn sie sich als Alternativmedizin zur Schulmedizin („entweder : oder“) versteht. Ungeachtet dessen verordnen in Deutschland etwa 60Tausend Ärzte homöopathische und anthroposophische (übersinnlich wirkende) Arzneimittel. Deren Anteil an rezeptfreien Medikamenten wächst kontinuierlich und betrug 2013 8,1%. Während in einigen Ländern die Homöopathie als Pseudowissenschaft eingestuft wird, übernehmen in Deutschland private Krankenversicherungen die Kosten für homöopathische Behandlungen bei allen Ärzten. Nach einer Befragung (IfD Allensbach/2014) haben nicht nur 60% homöopathische Mittel eingenommen, sondern berichten zu 48% von positiven Heilerfahrungen. Nur ein kleiner Teil (12%) verzichtet auf diesen „Segen“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%B6opathie). Es geht aber in unserem Gesundheitssystem weniger um den Glaubenskrieg zwischen Schul- und Alternativmedizin, sondern um die Unterschätzung der „sprechenden Medizin“, die das Wohlbefinden des Menschen aus dem Zusammenwirken von Körper, Geist und sozialem Miteinander erklärt. Der Mensch ist auch ein spirituelles Wesen und nicht nur eine Verknüpfung von reparaturbedürftigen Organen. Der humane Ansatz der Humanmedizin bleibt auf der Strecke (Dietrich Grönemeyer, Brigitte.de vom 20.08.2018)..
Auch im Sport werden homöopathische Mittel weit umfangreicher angewendet als bisher angenommen. Indem angeblich durch den gezielten Einsatz von Homöopathie sowohl Leistungsfähigkeit als auch Regeneration gefördert werden, trifft sie einen Nerv des Leistungssports. Schon allein aufgrund der Antidopingbestimmungen muss der Leistungssportler häufig auf den schnellen Einsatz schulmedizinischer Pharmaka verzichten und sich alternative Wege suchen. Zunehmend arbeiten immer mehr Sportmediziner mit homöopathischen Mittel, wie beispielsweise der Mannschaftsarzt der deutschen Skilangläufer Tom Kastner, der sich zwar bewusst ist, dass die medizinische Wirkung seiner Mittelchen nicht bewiesen ist, sich aber auf Erfahrung stützt. Zugleich warnt er, homöopathische Mittel aus den Tiefen des Internets zu beziehen, da man nie weiß, was wirklich drin ist. (https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=73512)
Exkurs: Unter dem Druck des „Schneller-höher-weiter“ ist der Trainer im Leistungssport immer auf der Suche nach neuen Wegen, die nicht immer wissenschaftlich abgesichert sind. So sind wir trotz mancher Bedenken von Sportmedizinern in die Höhe (Höhentraining) gefahren. Die Erfolge stellten sich ein. Oftmals fehlte der wissenschaftliche Beweis, aber wir haben daran geglaubt. Umso interessanter sind deshalb neue Erkenntnisse in der Hirnforschung, wonach die Art und Weise der Nutzung des Gehirns neuronale Verschaltungen entscheidend anlegt und stabilisiert oder auch destabilisiert. Davon hängt auch ab, wie wir hinter einem Vorhaben stehen. So wohnt jedem Anfang ein Zauber inne (Hesse). Mediziner haben die „Heilkraft“ von Placebos nachgewiesen, letztlich die Kraft des Glaubens. So lässt sich auch die Wirkung von manchen homöopathischen Behandlungen erklären.
„Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, der kann dich auch veranlassen, Unrecht zu begehen“ Voltaire (1694-1778) französischer Philosoph der Aufklärung
Mehr zum Thema: https://www.netdoktor.de/homoeopathie/ – Zugriff 23.07.2019