Soda-loading
„soda loading“ (engl.) Supplementierung (ergänzende Aufnahme von Nährstoffen) mit Natriumbicarbonat, im Sport vor allem vor hochintensiven (anaeroben) Belastungen zur Erhöhung des Säurepufferung-Potentials des Blutes (Puffersysteme) und damit zur Regulierung des Säure-Basen-Gleichgewichtes (→pH-Wert). Wer nach dem Motto supplementiert „viel hilft viel“, kann ernsthafte gesundheitliche Probleme erleiden (Alkalose). Aktuell werden 0,2-0,3 Gramm Natron pro Körpergewicht empfohlen. Höhere Dosierungen bringen kaum Vorteile erhöhen jedoch das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.
Aus der Literatur:
- Bei sportlichen Belastungen von ein- bis vierminütiger Dauer wie dem 400-, 800- und 1500-m-Lauf konnte eine Leistungssteigerung nachgewiesen werden; allerdings zeigte die Hälfte der Athleten eine Stunde nach der Sodaeinnahme starken Durchfall (Diarrhoe). Diese Nebenwirkung dürfte eine praktische Anwendung erschweren (Gledhill, 1984).
- Professionelle Schwimmer verbesserten sich laut einer englischen Studie um immerhin anderthalb Sekunden über 200m Freistil (Lindh et al. 2008). Dementgegen verbesserte weder eine individualisierte noch eine standardisierte Natriumbicarbonat-Strategie die Leistung bei hochintensivem 75m-Intervallen oder einem anschließenden 200-m-Test bei hochtrainierten Schwimmerinnen (Newbury et al. 2024).
- Nach einer Metaanalyse war die Beziehung zwischen Natriumbicarbonat-Einnahme und der Leistung bei 200-m- und 400-m-Schwimmwettkämpfen signifikant (Grgic, J. 2022).
- Eine NaHCO3-Supplementierung verbesserte die letzten Phasen des Sprint-Intervallschwimmens, was auf die Erhöhung des pH-Werts und des HCO3- vor der Belastung und die anschließende Erhöhung der Pufferkapazität während der Belastung zurückgeführt wird (Gough et al. 2023).
- Nach anderen Studien führte die einmalige Aufnahme von 0,5 g/kg Körpergewicht Natriumbikarbonat etwa 90 Minuten vor einer Maximalbelastung zu einem Leistungszuwachs von bis zu 27 %. Und das bei minimalem Risiko von Nebenwirkungen (leichte Übelkeit, Durchfall, Reizbarkeit).
- Eine Studie mit Judokas zeigte, dass die Laktatkonzentration signifikant niedriger war, wenn die Athleten aktive Erholung im Vergleich zur Einnahme von Natriumbikarbonat verwendeten. Dies könnte auf den Unterschied in der Effektivität des aeroben Systems während der aktiven Erholung zurückzuführen sein, bei der Natriumbikarbonat die überschüssigen Wasserstoffionen entfernt (Trajkovic et al. 2017). →Azidose
Bei den teils widersprüchlichen Ergebnissen ist zu differenzieren zwischen Expertenmeinungen, Expertise der Studien (zu geringe Stichproben, Vorsicht bei Sponsoring durch Industrie) und der Belastung (aerob zu anaerob) sowie der subjektiv unterschiedlichen Wirkung. Bei alledem guckt die WADA tatenlos zu.
„Denn auch der Jäger aus Kurpfalz aß oft und gerne Bullrich-Salz!“ Werbeslogan 1970
Mehr zum Thema: http://www.sodbrennen-welt.de/news/200807-Natrium-Bicarbonat–dopingtaugliches–aber-ueberholtes-Antazidum.htm– Zugriff 12.09.24