Deliberate play

27. März 2017 D 0

Deliberate play (engl. „Spiel betont“) – im übertragenem Sinne spielerisch, vielseitiges Üben, das von Sportlern ausgeht, die freudbetont sich in mehreren Sportarten versuchen ohne sich bestimmten Zwängen durch Wettkämpfe oder Trainingsbelastungen auszusetzen. Im Vordergrund steht die Selbstorganisation des Übungsbetriebs ohne Beaufsichtigung durch Erwachsene/Trainer. Angeblich haben dieses zwanglose Üben in mehreren Sportarten (→Sampling) und spielerische Sportaktivitäten in der Freizeit die langfristige Leistungsentwicklung vieler Spitzensportler begünstigt. Güllich (2013) führt dazu als Beweis amerikanische Olympiasieger im Schwimmen an, unterschlägt aber, dass diese fast ausnahmslos sehr zeitig mit dem Schwimmtraining begonnen haben (S. 641). Dass sie zusätzlich in anderen Sportarten geübt haben, entspricht auch unserer Vorstellung vielseitigen Trainierens im Nachwuchsbereich. Nach Weissensteiner (2017) zeigen Analysen der langjährigen Entwicklung von Hochleistungssportlern einen deutlichen Rückgang der grundlegenden Bewegungsfähigkeiten, der Muskelkraft und der neuromuskulären Fitness und der Koordination der Jugendlichen zugunsten früherer Sportspezialisierung und zu Lasten von bewusstem Spiel und vielseitigen Sportangeboten. Aber die gegensätzlichen Auffassungen von deliberate practice und deliberate play bieten kein ausreichendes Spektrum unterschiedlicher Lernaktivitäten für die Talententwicklung (Coutinho et al. 2016). Wir plädieren zwar für eine frühzeitige Ausbildung im Schwimmen, aber bei hohen Anteilen vielseitiger Übungen und polarisieren nicht (im Sinne von entweder deliberate play oder deliberate practice), sondern übernehmen die positiven Elemente beider Strategien. Leistungssportliches Training und Motivation der Sportler sind komplexer als dass sie sich einseitig deliberate play oder deliberate praxis zuweisen lassen (s. auch Gülich et al. 2020). →Nachwuchskonzeption, →Vielseitigkeit

Exkurs: „Ich habe zum Beispiel lange Kinderturnen gemacht für die Koordination. Und ab fünf Jahren kam Tennis dazu, das war wichtig für die Fußbewegungen, die Hand-Auge-Koordination. Alles, was ich da gelernt habe, war natürlich später im Basketball wertvoll. Im Handball habe ich Durchsetzungsvermögen gelernt…Also: lasst die Kinder ausprobieren, spezialisieren können sie sich in den Teenagerjahren“ Dirk Nowitzki im SPIEGEL-Interview .44/2019 vom 26.10.2019, S. 128 (aber Achtung die Spezifik der Sportart beachten!)

Video (engl.): https://www.coursera.org/lecture/youth-sports/what-is-deliberate-play-AfAaa (Zugriff am 10.01.2019)


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