Erbanlage

12. April 2017 E 0

Erbanlage/Erbgut (genetic trait; hereditary factor), „die auf den Genen beruhende Potenz eines Organismus zur Ausbildung bestimmter Merkmale“ (ROCHE-Lexikon, 1987) oder einfach gesagt, Eigenschaften und Fähigkeiten, die die Vorfahren mit auf den Weg gegeben haben.

Indem körperliches Wachstum und Reifung stark von den Erbanlagen mitbestimmt werden, werden zugleich Möglichkeiten und Grenzen des sportlichen Talents aufgezeigt. Dabei ist der „Henne versus Ei-Streit“ end- wie sinnlos. Man ist sich aber einig, dass der genetische Einfluss im Bereich der Motorik bedeutsam sei (Kaross & Martin, 1996).

Die Erbanlagen beziehen sich im Schwimmen nicht nur auf den Körperbau, der ins Auge fallend immer wieder beispielhaft herangezogen wird, sondern auf physiologische und psychologische Abläufe, die aber stark dem Wechselspiel von Erbe und Umwelt unterliegen. Der direkte Vergleich mit den Eltern erweist sich dabei nicht immer als Treffer, denn die Anlagen gehen manchmal verschlungene Wege („er ist mehr nach dem Opa als dem Vater geraten“). Wer kennt nicht den Ausspruch „Entweder er hat’s oder hat‘s nicht“, wenn es zum Beispiel um das Wassergefühl geht oder „Aus einem Ackergaul macht man kein Rennpferd“, wenn Sprinter gesucht werden. 75 Prozent der Kinder, die Leistungssport betreiben, haben leistungsorientierte Eltern. Was nun – Erbe oder Umwelt? Besser: Erbe und Umwelt!

Exkurs: Von Mendels Erbsenzählerei (1854) über die Chromosomentheorie (1888) bis zur Isolierung eines einzelnen Gens durch Beckwith 1969 war es ein Weg voller Erkenntnisse und Widersprüche. Heute steht die Referenzsequenz des menschlichen Genoms zum Download im Internet bereit. Seit 2003 gilt das menschliche Genom als entschlüsselt. Das ist eine beeindruckende Entwicklung. Zugleich wird aber immer wieder vor zu viel Euphorie gewarnt. Obwohl die Techniken zur Genmanipulation vorhanden sind, wird immer offensichtlicher, dass es keine kausal gerichtete Beziehung zwischen Genotyp und Eigenschaft gab, „sondern es sich bei der Ausprägung phänotypischer Merkmale um einen hochkomplexen Prozess von Wechselwirkungen und Rückkoppelungen zwischen DNS, RNS, Proteinen und Zellplasma handelte“ (Martin & Weiss, 2009, S.46). Es ist sicherzustellen, dass die dank der neuen molekularen Technologien (Sequenzierung) gewonnene große Datenmenge ethisch verantwortungsvoll zum Verständnis der molekularen Grundlagen für die sportliche Leistungsfähigkeit beiträgt (Santos et al. 2016).

Sagt Marilyn Monroe zu Albert Einstein: „Wäre es nicht wundervoll, wenn wir ein Kind hätten mit deiner Intelligenz und meiner Schönheit?“ Einstein erwidert: „Wäre toll, aber was machen wir, wenn es andersherum kommt?“

Mehr zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=YMRJIxGQm3Q


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