Reifung

16. November 2022 R 0

Reifung (maturing), Weg zur Reife; vorwiegend autonomer Prozess der somatischen und psychischen Entwicklung bis zur vollen Funktionsfähigkeit (→Maturität), die normal, beschleunigt (→Akzeleration), verzögert (→Retardation) oder disharmonisch (zwischen körperlicher und geistiger Entwicklung) vor sich gehen kann. Dabei bilden die genetisch bedingten Reifungsvorgänge und die durch die Umwelt bedingten Einwirkungen eine dialektische Einheit. →Wachstum, →biologisches Alter

Die Reifung beeinflusst stark die Leistungsentwicklung im Nachwuchssport und sollte deshalb bei der Talentauswahl berücksichtigt werden. „Sexuelle Reife korreliert mit der genetisch verankerten allgemeinen Wuchstendenz, d.h. dem Körperbautyp. Pyknomorphe Mädchen sind ausgesprochene Frühentwickler. Leptomorphe Mädchen reifen später. Jungen reifen insgesamt später als Mädchen, zeigen jedoch keine ausgeprägten körperbautypspezifischen Unterschiede in ihrem Reifungstempo“ (Grein, 2007).

Die Sportwissenschaft hat durchgängig altersbedingte Veränderungen dokumentiert. Dabei bezog man sich aber vorwiegend auf das chronologische Alter, während reifungsbedingte Auswirkungen weniger beachtet wurden. Aber mit zunehmender Reife vollzieht sich ein progressiver, aber asynchroner Übergang zu einem erwachsenen Stoffwechselprofil (Armstrong et al. 2015). Dabei unterstreichen sportmedizinische Studien, wie wichtig es ist, den individuellen und geschlechtsspezifischen Verlauf der biologischen Reifung junger Athleten in der Sportkarriere zu berücksichtigen. So wurde festgestellt, dass Sportler, die sich kurz vor ihrem maximalen Entwicklungsschub befinden, einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt sind (u.a. Ellenberger 2021; Peel et al. 2021; Colyer et al. 2021; Patel et al. 2021, Hosseinzadeh & Kiapour, 2020). Untersuchungen im Fußball zeigten, dass reifere Spieler aufgrund besser ausgeprägter Aufmerksamkeitsfähigkeiten schneller und effektiver Informationen aus dem Spielumfeld aufnehmen und verarbeiten können (Knöbel 2021). Bei Schwimmern beeinflusste die biologische Reifung die Körperhöhe und die Armzugkraft (Oliveira et al. 2021)

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ (Spruch aus Afrika)

Mehr zum Thema:

  • Ruf, Altmann & Härtel (2022). Methoden zur Bestimmung des Wachstums und der biologischen Reife im Nachwuchssport. Leistungssport (53)2, 13-19

 

 


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