Erwartungsdruck

13. April 2017 E 0

Erwartungsdruck (weight of expectation), Diskrepanz zwischen zumeist von außen auferlegten Zielen und Ansprüchen und den persönlichen Erwartungen, die zu Verkrampfungen, Übersteuerungen bis Denkblockaden führen kann. „Die Zahl der zeitlich (nahezu) parallel gestellten und unter Zeit- und inhaltlichem Erwartungsdruck zu lösenden Probleme hat in den letzten Jahrzehnten spürbar zugenommen und erfasst immer mehr Altersgruppen und Gesellschaftsbereiche“ (Hartmann et al. 2014). →Leistungsziel, Stressor,Motivation, →Erwartungshaltung

Im Sport tritt Erwartungsdruck auf, wenn Sportler in die Favoritenrolle gedrängt werden. Lösungsmöglichkeiten sind aus Sicht der Sportpsychologie:

  • „Immunisierungstraining“, indem man den Druck in das →Training verlegt (Wettkampfsimulation, Kampftraining)
  • Prognosetraining“, indem der Sportler der Gruppe sein Ziel mitteilt („den Letzten schwimme ich unter einer Minute“)
  • „Einmaligkeitstraining“, indem der Schwimmer vom Trainer ein hochgestecktes (aber realistisches) Ziel plötzlich (ohne „seelische Vorbereitung“) erhält (Beispiel: 10 x 100 im Schnitt 0:58,00; Ansage nach dem 7. „Wenn Du den nächsten unter 0:57 schwimmst, dann ist der Rest geschenkt“) (die Begriffe sind entnommen: Beckmann & Elbe, 2008, S.120)

Exkurs: Mit zunehmendem sportlichen Erfolg müssen Trainer wie Sportler lernen mit den Medien umzugehen, die oft ungebremst Vorschusslorbeeren verteilen („Adios Diego! Dein Messi kriegt heute auf die Fressi“, BILD im Vorfeld der WM 2010). Zugleich empfiehlt es sich, zum Wettkampf mehr auf eine Zeit zu orientieren (die von den Trainingsergebnissen abgeleitet werden kann) als auf einen Platz (Reaktion „Nur Holzmedaille!“). Letztlich ist das mit dem Erwartungsdruck eine individuelle Kiste, den einen macht er kaputt, den anderen beflügelt er. Zeitungen muss man nicht lesen, den Fernseher kann man ausmachen. Trainer, Eltern, Geschwister und Freunde auszuwechseln, ist schon schwieriger. Hier erhält die Erwartungshaltung durch die direkte menschliche Nähe eine besonders persönliche Komponente, zur Pein vieler kleiner „Untalente“.


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