Internat

31. Mai 2017 I 0

Internat (boarding school), lat. internus, „im Inneren befindlich, vertraulich“; einer Unterrichts- oder Lehreinrichtung angeschlossene Wohneinrichtung für Schüler oder Studenten. Eltern schicken ihre Kinder ins Internat, weil

  • der lange Schulweg unzumutbar ist (→Wegezeiten),
  • sie aus Zeitmangel fremde Obhut beanspruchen (z.B. Ortswechsel der Eltern, Scheidung),
  • sie vom pädagogischen Konzept der Einrichtung überzeugt sind (z.B. Waldorfschule),
  • ihr Kind schwer erziehbar ist (in Verbindung mit Sonderschule),
  • man das Internat als Statussymbol betrachtet (Schlossgymnasien Salem oder Torgelow mit 4000-5000 € monatlichen Kosten),
  • man dem Kind eine hochspezialisierte Ausbildung gewähren möchte.

Im Leistungssport soll mit verschiedenen Kooperationsformen zwischen Schule und Internat die Doppelbelastung von Schule und Sport durch Zeitersparnis reduziert, die Sportler bei der Bewätigung der täglichen Belastungen unterstützt und in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung gefördert werden (Richartz, 1998). In den Sportinternaten leisten rund 200 Pädagog/innen über 450.000 Betreuungsstunden im Jahr (Presse DOSB, Zugriff 4.10.2019).

 „Internate zeichnen sich gegenüber Wohnheimen durch eine im Wesentlichen pädagogische Aufgabenstellung und eine intensivere schulische und erzieherische Betreuung aus. Sie erreichen andererseits nicht die sozialpädagogische oder sogar therapeutische Intensität von Einrichtungen der Erziehungshilfe (Kinder- und Jugendheime, sozialpädagogische Wohngruppen usw.). Internate betonen im Gegensatz zu letzteren die Erreichung schulischer Ziele stärker als die Aufarbeitung seelischer, körperlicher, entwicklungsbedingter oder erzieherischer Defizite. Sie betrachten sich zudem weniger als Ersatz, sondern eher als Ergänzung der Familie. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie nicht das ganze Jahr über geöffnet haben, sondern ihre Bewohner generell in den Schulferien sowie an Heimreisewochenenden regelmäßig zu ihren Familien entlassen. Die Belegung von Internaten erfolgt weit überwiegend durch die Eltern der Schüler selbst, d. h. ohne Beteiligung öffentlicher Stellen (z. B. Jugendämter). Dementsprechend müssen auch die Kosten einer Internatsunterbringung von den Sorgeberechtigten privat aufgebracht werden.“ (Wikipedia)

Exkurs: Der wachsende Bedarf nach Internatsplätzen erklärt sich aus der Globalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, dem Scheitern vieler Kinder an den hochgeschraubten Ansprüchen staatlicher Schulen (Selektion nach Leistungsstärke statt individueller Förderung) und dem wachsenden Bildungsanspruch vieler Eltern auf der Suche nach der besten Förderung für ihr Kind. Während die öffentlichen Schulen an Ganztagskonzepten basteln, um die hohen Ansprüche zu erfüllen und die Eltern zu entlasten, liefern Internate schon lange mehr: vormittags Lernen nach Lehrplan, nachmittags Lernen fürs Leben – Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit, Pflichtbewusstsein. Alles das, was die staatlichen Lehrpläne fordern, wozu die Schulen aber oft keine Zeit haben und viele Eltern keine Kraft. (Stern vom 11.01.2009).

Richartz, A. (1998). Jugendliche Leistungssportler im Internat – typische Beziehungsmuster und ihre pädagogische Bedeutung. Leistungssport (28)1, 12-17

Mehr zum Thema: Richartz, A. (1998). Jugendliche Leistungssportler im Internat – typische Beziehungsmuster und ihre pädagogische Bedeutung. Leistungssport (28)1, 12-17


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert