Ritual
Ritual (ritual), lat. ritus „heiliger Brauch“; gesellschaftlich übermittelte und regelmäßig wiederkehrende Handlungen (Brauch) in einer Gruppe, die zur Festigung der Gruppe (→Teamgeist) beitragen. Das dabei festgelegte Zeremoniell nennt man Ritus. Rituale können lebenszyklisch (z.B. Hochzeit, Mannbarkeit), kalendarisch (z.B. Sonnenwendfeier), ereignisbezogen (z.B. Tod) oder im Rahmen bestimmter Interaktionsmuster (z.B. Begrüßung) erfolgen. Wenn man unter Ritual Handlungen versteht, die immer in derselben Weise ablaufen, dann offenbart sich ihre Bedeutung für das Verhalten von Kindern, denn sie helfen sich in der Welt wohl zu fühlen und zu orientieren. Mit dem Gewöhnen an bestimmte Normen und Umgangsformen geben Rituale Kindern ein Gefühl von Sicherheit. Eltern wissen bestimmt solche Rituale wie das „Aufräumritual“ zu schätzen.
Migranten können Rituale helfen, in Umbruchszeiten aufkommende Schwierigkeiten zu bewältigen. Zugleich bürgen sie die Gefahr einer weiteren Abkapslung in sich. Die Pädagogik steht zunehmend vor der Aufgabe, die Einwanderer dabei zu unterstützen handlungsfähig in der neuen Gesellschaft zu bleiben, sich auch für neue Rituale zu öffnen.
Die Grenzen zwischen Ritual und Aberglaube sind fließend. Von Aberglaube spricht man erst, wenn der Betroffene sich einen Vorteil durch sein Handeln verspricht, dessen Ursache-Wirkung-Zusammenhang für einen Außenstehenden nicht mehr nachvollziehbar ist. Kolo Toures unbedingter Wille, als letzter Spieler auf den Platz zu treten, ist somit ohne Wenn und Aber als Aberglaube zu identifizieren. (http://www.infoticker.ch/news/artikel/wie-rituale-den-sport-beeinflussen-68339/ – Zugriff 5.03.23)
Der Leistungssport ist durch eine Vielfalt an Ritualen gekennzeichnet, von der Eröffnung der Olympischen Spiele bis zu bestimmten Verhaltensweisen in Mannschaften: „Verschwörungsformeln“ vor Wettkämpfen, Ehrung besonderer Leistungen, „Mannschaftstaufe“, Abklatschen usw. Durch Rituale wird soziales Handeln erleichtert und Sicherheit in der Gruppe vermittelt. Deshalb spielen Rituale bei der Vorbereitung von Mannschaften auf Wettkämpfe eine große Rolle. Sie verstärken die Identifizierung des Sportlers mit seiner Mannschaft, seinem Verein, seinem Land usw. und wecken Stolz auf Erreichtes (Siegerehrung, Gelbes Trikot). Durch Rituale können Rollen und Aufgaben einzelner Sportler markiert werden (z.B. Binde des Mannschaftführers). Manche Sportler haben sich Rituale schon vor dem Wettkampf angewöhnt, um die Nerven zu beruhigen und konzentrationshemmende Störfaktoren ausblenden zu können („Wasserfühlen“ vor dem Start). Die Durchführung einer erlernten Vorstartroutine (Ritual) beeinflusste signifikant den emotionalen Zustand von Schwimmern in Wettkämpfen (Richard et al. 2021). Besonders in Gruppen können Rituale als gemeinschaftliche Bewältigungsstrategien helfen, auftretende Stressoren zu bewältigen. Sie „heilen“ aber nicht als Wundermittel schlecht vorbereitete Sportler und können im Extremfall auch problematisch werden, z.B. durch übermäßiges Vertrauen und missbräuchliche Übergangsriten (Bonk et al. 2019).
„Ich habe keine Rituale – bis auf Sachen, die man immer wieder gleich macht.“ Michael Ballack, deutscher Fußballer
- https://www.kita.de/wissen/rituale-fuer-kinder/ – Zugriff 5.03.23
- https://feigenwinter.com/aberglaube-im-sport-kuriosen-rituale/– Zugiff 5.03,23