Eignung
Eignung (aptitude), besondere Tauglichkeit für eine bestimmte Tätigkeit
Unter Eignung verstehen wir im Leistungssport „einen sportartspezifisch strukturierten Komplex von Fähigkeiten und Voraussetzungen, den ein Sportler für das Erreichen von hohen Leistungen in der ausgewählten Sportart benötigt“ (Kupper, 1976). (→Veranlagung, →Talent, –Talenterkennung, –Talentsichtung, – Talentsuche, –Talentprognose)
Das betrifft übrigens im Sport Aktive wie Trainer und Funktionäre. Für die formelle Eignung des Trainers ist gesetzlich klar geregelt. Wer ausbilden möchte, der muss selbst über die beruflichen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten (→Fachkompetenz) verfügen, welche zur Vermittlung der Ausbildungsinhalte notwendig sind. Dies bedeutet in der Praxis, dass eine Person niemanden in einem Beruf ausbilden darf, wenn er diesen nicht selbst erlernt hat und dies anhand einer bestandenen Abschlussprüfung belegen kann. Darüber hinaus muss der Betreffende eine bestimmte Zeit in dem erlernten Beruf tätig gewesen sein (§ 30 BBiG). Dazu haben Trainer eine entsprechende Trainerlizenz nachzuweisen. Warum Funktionäre nicht, zumal sie oft Führungsfunktionen innehaben?
Der Freizeitsportler ist für das Schwimmen geeignet, „wenn er nicht untergeht“. Anders beim Leistungssportler, dessen erfolgreiche Karriere ganz stark an dessen Eignung für eine bestimmte Sportart/Disziplin gebunden ist. Das setzt klare Kenntnis von der jeweiligen Leistungsstruktur voraus, von der die Anforderungen an die einzelnen Leistungsvoraussetzungen abgeleitet werden. Die Ausbildung in den Etappen des Nachwuchstrainings ist auch immer ein selektives Geschehen. Dabei bestimmen besonders in den ersten Etappen die genetisch angelegten Voraussetzungen die Eignung, die im Verlauf des Trainings weiter ausgeprägt und durch erworbene Eigenschaften ergänzt werden. Bei der Eignung junger Schwimmer beurteilen wir die prognostischen Potenzen, deshalb kann der augenblickliche Leistungsstand im Schwimmen nicht alleiniges Kriterium einer Eignung sein (→Leistungsauffälligkeit). Besonders problematisch ist dann, wenn bereits vor dem Anfängerunterricht die Eignung quasi außerhalb des Wassers ermittelt werden soll. Deshalb sollte zwischen allgemeiner Eignung für Sport (z.B. Fuldaer Bewegungscheck, Hohmann et al. 2018; „Motor-Test“ in NRW, Roth et al. 2017) und spezifischer Eignung für Schwimmen unterschieden werden. Der Landesvielseitigkeitstest des DSV bewegt sich zwischen beiden Ebenen und bedarf zur Eignungsdiagnostik weiterer Verfahren (Ksionek, 2012; Rudolph, 2009). Das betrifft besonders disziplinspezifische psychomotorischen Tests (Revesz, 2008). →Eignungsmerkmal, →Talenterkennung
„Nicht alle Talente sind offensichtlich. Lahme Enten sind oft vorzügliche Schwimmer“ Waltraud Puzicha (1925 – 2013), deutsche Aphoristikerin
Exkurs: Betrachten wir „Eignung als Befähigung für etwas“, dann ist sie stark auf das augenblicklich angestrebte Ziel ausgerichtet. Wir brauchen also die Übernahme in das Grundlagentraining nicht vom maximalen Sauerstoffaufnahmevermögen oder bestimmten Kraftwerten des Kindes abhängig machen. Auf den Punkt gebracht ist geeignet:
- für die Grundausbildung, wer gesund ist und Freude am/im Wasser hat
- für das Grundlagentraining, wer gut die Schwimmarten erlernt (koordinative Fähigkeiten), und sich durch gutes Wassergefühl auszeichnet sowie Freude am Training hat („training to train“),
- für das Aufbautraining, wer günstige körperbauliche mit konditionellen Voraussetzungen verbindet, belastungsfähig und -bereit ist, um seine Leistungen stetig zu verbessern („training to compete“),
- ab Anschlusstraining, wer höchste Trainingsbelastungen anstrebt, seine individuellen Fähigkeiten effektiv im Wettkampf einzusetzen („training to win“).