Lernfähigkeit, motorische

13. März 2020 L 0

Lernfähigkeit, motorische (motor educability; motor learning capacity), “ Komplexe koordinative Fähigkeit; relativ verfestigte und generalisierte  Leistungsvoraussetzung zur schnellen, genauen und effektiven Aneignung und Stabilisierung neuer Bewegungsfertigkeiten.“ (Hirtz, in Schnabel & Thieß, 1993, S.549), gemessen an der Lernschnelligkeit, dem Übungsaufwand und der Qualität der Ausführung (→Bewegungsgüte). Die motorische Lernfähigkeit wird beeinflusst durch Motivation, Bewegungserfahrung und genetische Veranlagung (z.B. „Bewegungsidiot“). Sie ist im Kinder- und Jugendtraining an den entwicklungsbedingten Stand der Hirnreifung und an die Qualität der Lernvoraussetzungen gebunden. „Typisch reifebedingte Lernvoraussetzungen bei Kindern des frühen und späten Schulkindalters sind: die Plastizität der Nervengrundprozesse, die natürlichen Lernantriebe und die Fähigkeit der inneren Mitbewegung“ (Martin et al. 1999). Deshalb sollten im Kindertraining die Phasen erhöhter motorischer Lernfähigkeit genutzt werden. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen entgegen bisheriger Auffassungen, dass komplexe Bewegungsabfolgen auch noch im Alter erworben werden können. Sie verweisen auf ein bemerkenswertes Plastizitätspotential auch beim Erlernen neuer Bewegungen. Nach subjektiven Einschätzungen geht die motorische Leistungsfähigkeit erst ab dem 75. Lebensjahr zurück. Nachlassende motorische Leistungsfähigkeit ist aber nicht primär dem Alterungsprozess geschuldet, sondern dem fehlenden Einfluss langjähriger Bewegungserfahrung. „Auch die Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit folgt dem Prinzip der Plastizität, d.h. der Mensch ist prinzipiell bis ins hohe Alter in der Lage, sich motorische Fertigkeiten neu anzueignen sowie früher erworbene Fähigkeiten zu reaktivieren und zu modifizieren“ (Schaller, 2003).

Exkurs: Ein Merkmal sportlichen Talents ist, dass es auf Trainingssreize schneller/stärker reagiert. Das betrifft auch das Erlernen sportlicher Bewegungshandlungen, z.B. der Schwimmtechnik. Deshalb ist die Beziehung zwischen Bedingungsgefüge, Leistung und Leistungsentwicklung ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung sportlichen Talents (→Talentauswahl). Da das Bedingungsgefüge (Trainingsumfang, Gruppenniveau, Trainerkompetenz usw.) sehr unterschiedlich und oft nicht zu erfassen ist, schlugen Kupper & Jüling (1968) ein Versuchstraining nach standardisierten Programmen vor (→STP). Im Vordergrund steht dabei die Einschätzung der motorischen Lernfähigkeit bei weitgehend standardisierten Bedingungen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert