Blutflussrestriktion -Training

27. Februar 2024 B 0

Blutflussrestriktion -Training (BFR) (blood flow restriction training), auch „Abbindetraining“, Kaatsu-Training, Okklusionstraining. Variante des Krafttrainings, bei der ein Venenstauer (Stauschlauch aus der Medizin) an geeigneter Stelle des Oberarms oder Oberschenkels angelegt und dadurch die Blutzirkulation gedrosselt wird. So „abgebunden“ wird die Zielmuskulatur bei weitaus geringeren Widerständen als sonst üblich trainiert. Nach dem Training wird die Durchblutung wieder freigegeben. Zunächst beschränkte sich die Methode auf das uneingeschränkte Widerstandstraining. In der jüngeren Forschung wurden aber verschiedene aktive und passive BFR-Methoden entwickelt. So wird zusätzlich zum Widerstandstraining mit geringer Belastung  BFR mit Widerstandstraining mit hoher Belastung, aerobem und anaerobem Energietraining unterschiedlicher Intensität und sportartspezifischen Aktivitäten kombiniert (Scott et al. 2023).

Aus der Sportwissenschaft: Japanische Sportwissenschaftler (Takano et al. 2005) wiesen mit diesem Verfahren nach, dass durch die Drosselung des venösen Blut-Rückflusses (zum Herzen hin) die Kraft deutlich zunahm. Eine mögliche Ursache wird im explosionsartigen Anstieg verschiedener Wachstumshormone („metabolischer Stress“) gesehen. „Entgegen früherer Lehrmeinung, dass mindestens 65 Prozent der Maximalkraft beim Training eingesetzt werden müssen, reichen beim BFR-Training schon erheblich geringere Belastungen, um Kraft und Muskelmasse aufzubauen. Das ist besonders im Reha-Bereich interessant, wo sich hohe Belastungen oft ohnehin verbieten,“ (Behringer, zitiert bei Mertin „Wenig Gewicht, viele Muskeln“, SPIEGELonline 21.08.2014). Da bei dieser Trainingsform die ST-Fasern frühzeitig ausgeschaltet werden, führt sie zu einem Fasershift in Richtung schnell-zuckender Muskelfasern (Kawada & Ishii, 2008). Fünfzehn Trainingseinheiten mit niedriger Intensität (GAI) im Schwimmen (Makrozyklus von 5 Stunden über 5 Wochen) und einem wöchentlichen Volumen von 60 Minuten mit BFR-Anwendung hatten einen zusätzlichen Einfluss auf die Verbesserung der VO2-Spitze (Held et al. 2023). Aktuelle Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einbeziehung von BFR-Training in Kombination mit einem normalen Widerstandstraining-Programm für eine erhöhte Hypertrophie und Schwimmleistung bei einem trainierten Schwimmer über einen Zeitraum von drei Wochen vorteilhaft war (Morris 2018). Trotzdem ist dieser Beitrag nur informativ zu verstehen, da das Hyperthrophietraining für Schwimmer (im Vergleich zu Bodybuilder) nicht so dominant ist und diese Methode als massiver Eingriff am eigenen Körper die Konsultation eines Sportmediziners erfordert. Auf alle Fälle sollten Menschen mit genetischen Vorbelastungen wie einer Venenschwäche, der Veranlagung zu Thrombose oder Herzproblemen auf diese Trainingsmethode verzichten. →Arterie

Aktuelle Postion der deutschen Sportmediziner: „Unter Berücksichtigung der positiven Effekte eines LL-BFR-RT auf die Muskelmasse und -kraft, ist die Anwendung für den rehabilitativen Anwendungsbereich im Leistungssport von potenzieller Relevanz, um dem verletzungsbedingten (lokalen) Rückstand von Muskelmasse und -kraft auch bei geringen Belastungsintensitäten effizient auszugleichen und so den Return-to-Sport zu optimieren. Inwieweit sich die lokale (Kraft, Ausdauer) und globale (Ausdauer) Anpassung positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit hochtrainierter Athletinnen und Athleten in komplexen (Wettkampf-)Bewegungen auswirken, ist jedoch nicht hinreichend geklärt, da unterschiedliche Ergebnisse in der Literatur berichtet werden“ (Franz et al. (2023). Positionspapier zum Blood-Flow-Restriction Training. Mechanismen, Effekte und Sicherheit des Blutflussrestriktionstrainings mit besonderem Fokus auf die Anwendung im Leistungssport. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Zugriff am 03.07.23 unter https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Publikationen/Publikationssuche_Sonderpublikationen/BFRPositionspapier.pdf?__blob=publicationFile&v=2)

Exkurs: Bei der Betrachtung des BFR-Trainings begleitet mich ein leichtes Unbehagen. Da hat der „Schöpfer“ ein wohldurchdachtes System zur Ver- und Entsorgung der Muskulatur geschaffen, das hier nur für ein Paar „Muckis“ mehr willkürlich unterbrochen bzw. zumindest gedrosselt wird. Nun soll der Druck der Manschetten so eingestellt sein, dass der arterielle Zufluss nicht unterbunden wird. Und wie sichert man das? Stehen neuerdings Ultraschallgeräte neben den Kraftmaschinen? Zudem sollte man bei der Propagierung solch neuer Methoden immer beachten mit welchen Probanden man zu den Erkenntnissen gelangte. Es ist oft ein Unterschied ob Nichtsportler, Freizeitsportler oder Hochleistungssportler herangezogen wurden. So konnte bei Leistungssportlern mit BFR kein größerer Kraftzuwachs gegenüber herkömmlichen Methoden festgestellt werden (Pope et al. 2015, Scott et al. 2017). Wichtig erscheint aber wegen der geringeren Lasten die Anwendung für einen breiter gefassten Nutzerkreis zu sein, z.B. bei Personen mit körperlicher Einschränkung (Lixandro et al. 2018) oder nach Verletzungen in der Rehabilitationsphase (Morris 2018).

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