Morphologie
Morphologie (morphology), griech. morphé „Gestalt, Form“; Lehre von Form und Gestalt der Lebewesen, mit zunehmenden technischen Möglichkeiten der Erfassung molekularer Strukturen (z.B. typische Morphologie des Coronavirus). Unter morphologischer Betrachtung von Bewegungen verstehen wir die äußerlich sichtbaren Teile von Bewegungen (im Gegensatz zu Kräften →Biomechanik). In der Medizin beschreibt der Begriff nicht nur die äußere Gestalt lebender Organismen (→Anthropometrie), sondern auch deren Bestandteile (→Anatomie) bis zur Metamorphose seelischer Gestalten (→Psychologie). So sah es auch Goethe:
„Morphologie ruht auf der Überzeugung, daß alles was sei, sich auch andeuten und zeigen müsse. Von den ersten physischen und chemischen Elementen an, bis zur geistigsten Äußerung des Menschen lassen wir diesen Grundsatz gelten.“ J.W.v.Goethe (1820). Aphorismen Biologie-Morphologie
Damit erschließt für den Sport ein mannigfaltiges Feld morphologischer Betrachtungsweisen:
- Im Sport ist der Trainer angehalten, die Bewegungsausführungen seiner Aktiven zu analysieren. Die von Meinel und Schnabel (2007) entwickelten morphologischen Bewegungsmerkmale sind dabei ein erster Schritt, das wesentliche einer Bewegung zu erfassen. →Bewegungslehre
- Die Anthropometrie als Teildisziplin der Morphologie, ist von Bedeutung für die Talentfindung und Spezialisierung. Beispiele: – Eine große Anzahl morphologischer Merkmale korrelieren statistisch signifikant positiv mit dem Sprint über 60m-Lauf (Filipovic et al. 2019) oder im Kraulschwimmen (Strazal et al. 2019). – Längere obere Extremitäten korrelieren mit Leistungen im Diskuswerfen/Kugelstoßen (Kuznetsova et al. 2018). – In einigen Sportarten dominiert die Körperhöhe (u.a. Volleyball, Basketball, Rudern), während im Marathonlauf morphologische Indikatoren wie Statur, Körpermasse und Body-Mass-Index im Zeitraum von 1990-2011 zurückgegangen sind (Marc et al. 2014). – Im Schwimmen können Beziehungen zwischen Körperbau und bestimmten Schwimmdisziplinen (Rudolph 2004) sowie passiven Widerstand (Cortesi et al. 2020; Benjanuvatra 2001) nachgewiesen werden.
- In der Sportmedizin stehen morphologische Veränderungen durch die spezifischen Anforderungen des Hochleistungstrainings im Fokus. So führt das erhöhte Verletzungsrisiko in einigen Sportarten zu morphologischen Veränderungen im Bewegungsapparat, z.B. im Sprunggelenk bei Fußballern (Schlechtweg, A. 2016) oder im Schulterbereich bei Volleyballern (Challoumas et al. 2016).
Mehr zum Thema: http://flexikon.doccheck.com/de/Morphologie – Zugriff 26.08.20