Menstruation
Menstruation (menstruation),lat. menstruus „monatlich“ zu lat. mensis, „Monat“; Periodisch (etwa 400 mal im Leben einer Frau) erfolgende Abstoßung der Uterusschleimhaut, die mit mehrtägigen Blutungen einhergeht. Der Menstruationszyklus beträgt durchschnittlich 28±4 Tage und wird in die Follikelphase (10-16 Tage nach der ersten Blutung), den Eisprung (Ovulation) und die Gelbkörperphase (Lutealphase, 10-15 Tage nach dem Eisprung) unterteilt. In dieser Zeit schwanken die weiblichen Geschlechtshormone beträchtlich. Dabei wirkt das Östrogen mehr muskelaufbauend (anabol), das Progesteron mehr muskelabbauend (katabol).
Während der Menstruation ist Sport möglich und die Leistungsfähigkeit wird gering (bei individueller Streuung) beeinflusst. „Bei wenigen Sportlerinnen zeigt sich aufgrund der veränderten Hormonkonstellation prämenstruell eine Leistungsinstabilität“ (Neumann, in: Schnabel & Thieß, 1993), während das Leistungsoptimum zumeist in der postmenstruellen Phase liegt. Der Großteil der bestehenden Forschung zum Menstruationszyklus konzentriert sich auf einige wenige gleichbleibende Zeitpunkte innerhalb der vordefinierten Zyklusphasen, lässt aber die täglichen hormonellen Veränderungen außer Acht, die Frauen bewältigen müssen, um optimale und konstante Leistungen zu erbringen. Die traditionellen Forschungsmodelle eignen sich nicht für die Untersuchung von Symptomen und deren Bewältigung und letztlich auch nicht für die Unterstützung von Sportlerinnen, die während ihres gesamten Zyklus gute Leistungen erbringen müssen. Daher scheint die Überwachung der täglichen Schwankungen, insbesondere während der Übergänge zwischen den Phasen des Menstruationszyklus, ein wichtiger „übersehener“ Aspekt zu sein. Dies ist besonders wichtig, wenn man die bekannten intra- und interindividuellen Unterschiede in den Eigenschaften des Menstruationszyklus berücksichtigt (Bruinvels et al. 2022). Ein relativ neues Konzept zur Anpassung an die Phasen des Menstruationszyklus ist die Zyklussynchronisation. Hierunter wird eine Anpassung der Bedürfnisse des Körpers, der Intensität des Trainings und des Nährstoffbedarf an die sich ändernden Bedürfnisse des Menstruationszyklus verstanden (Harris 2023).
Aus der Literatur:
- Bei Leistungsschwimmerinnen wurden verstärkt verzögerte Pubertät und Menstruationsstörungen festgestellt (Constantini & Warren 1995). Deshalb ist die Kenntnis der Leistungsanpassung in Abhängigkeit vom Menstruationszyklus bedeutsam für ein optimales, individuelles und leistungsförderndes Training (Platen 2008). Die sich mit der Menstruation eröffnenden funktionellen Möglichkeiten können dann als „natürliche hormonelle Unterstützung“ in Training und Wettkampf genutzt werden (Tschiene in Leistungssport 3/13, 46). Beim Training unter Hypoxiebedingungen gewährleistet das funktionale System der Atmung in der postmenstruellen und postovulatorischen Phase eine gute O2-Versorgung der arbeitenden Muskeln – gemessen am metabolischen Bedarf. Dabei sind die weiblichen Geschlechtshormone ein wichtiges Bindeglied in den adaptiv-trophischen Reaktionen des weiblichen Organismus und sorgen für eine hohe Leistungsfähigkeit der Sportlerinnen in diesen beiden Phasen (Rezension von Tschiene zu Shakhlina (2008) in Leistungssport 4/12, 21-22).
- Im Hochleistungstraining sollte die zyklische Gestaltung des Trainings individuell am jeweiligen Menstruationszyklus der Sportlerin ausgerichtetes werden. Das setzt ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Schwimmerin voraus. Nur so können die individuell typischen Leistungsschwankungen erfasst und im Training berücksichtigt werden. Durch Hormonapplikation (Anwendung, Zuführung von Hormonen) lässt sich der Menstruationszyklus verschieben, was aber nur als Ausnahme etwa ab 16. Jahren und bei außerordentlich wichtigen Wettkämpfen zu vertreten ist und eine fachärztliche Beratung voraussetzt. In Sportarten, wo Mädchen sehr zeitig belastet werden (Turnen, Eiskunstlauf) wurde verspätet einsetzende Menstruation registriert, was aber auch mit den dort bevorzugt anzutreffenden retardierten Wachstumstypen erklärt werden kann (→Menarche). Weniger der Sport an sich ist verantwortlich für Zyklusstörungen, „sondern ein für die individuelle Sportlerin überzogenes und durch negative Nebeneinflüsse, wie Mangelernährung (→Essstörungen), psychischer Stress etc. zusätzlich belastendes, nicht adäquates Training“ (Rost 2002).
- Eine Studie mit Schwimmerinnen zeigte die Notwendigkeit einer diätetischen Periodisierung, um die Energiezufuhr für eine angemessene Trainingsbelastung zu sichern (VanHeest et al. 2014). In einer Übersichtsarbeit bemängeln Rogan & Black (2022), dass es an qualitativ hochwertiger Forschung fehlt, die die Energiezufuhr von Frauen über den gesamten Menstruationszyklus hinweg untersucht, und dass nur sehr wenige Daten für Sportlerinnen und andere Personen mit hoher körperlicher Aktivität vorliegen. Innerhalb eines monophasischen oralen Kontrazeptivums (OC-Zyklus/ „Anti-Babypille“) wurde die Schwimmleistung nicht beeinträchtigt (Rechichi & Dawson, 2012). Im Schwimmen ist aus hygienischen Gründen zu entscheiden, ob bei starken Blutungen in diesen Tagen unbedingt im Wasser trainiert werden muss. →Entwicklungsabschnitte,
- De Larochelambert et al. (2024) beobachteten mit Markov-Zustandsmodellen1 bei Olympionikinnen in Rudern und Skilauf eine zyklische Trainingsreaktion, die in erster Linie mit dem Progesteronspiegel zusammenhing. Menstruierende Sportlerinnen wiesen in der ersten Zyklushälfte überwiegend den „leichten“ Zustand auf (8%-53%), der nach dem geschätzten Eisprung in den „harten“ Zustand überging (63%-96%).
„Wenn es um Befreiung vom Sportunterricht geht, dann menstruieren einige Mädchen über das Jahr durchgehend“
- https://www.dr-gumpert.de/html/schmerzen_menstruation.html – Zugriff 20.12.20
- http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/fileadmin/content/archiv2007/heft10/Standards.pdf – Zugriff 20.12.20
- Brügger, S.M. (2020). Zyklus und Leistungssport. DSTV-Reihe, Bd. 45, 70-76
- Franz, B. (07.03.2024). The Female Athlete: Bildungsangebote Menstruationszyklus und sportliche Leistung. Nachricht veröffentlicht in https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/open_archive/sponet/2024_Franz_Bildungsprogramme_FiL_Infografik.pdf – Zugriff 27.05.24
- Markov-Zustandsmodelle sind ein sehr erfolgreiches statistisches Werkzeug zur Analyse von Molekülsimulationen.
- Markov- Zustandsmodelle sind eine statistische Methode zur Analyse von Molekülsimulationen, hier Progesteronspiegel ↩︎