Hypoxietraining

28. Dezember 2020 H 0

Hypoxietraining (hypoxic training), in der Literatur identisch mit Höhentraining und allgemein für Sauerstoffmageltraining gebraucht, hier als eine terminologisch unsauber bezeichnete Trainingsform im Schwimmen, eigentlich ein Atemmangeltraining als simulierte Hypoxie, z.B. indem der Sauerstoffanteil bei unverändertem Luftdruck verringert wird (normobare Hypoxie).  s. auch Hypoxietraining während Menstruationsphase.

Modell des Hypoxietrainings (modifiziert nach Wilber, 2007), Legende LH= Live High, TH= Train High, TL=Train Low, LL=Live Low

Entgegen der Erfahrungen von Trainern der führenden Schwimmverbände ist die Wirkung des Höhentrainings unter Sportwissenschaftlern noch umstritten*. Zwar hat unter den verschiedenen Höhentrainingsmethoden das intermittierende hypoxische Training („oben trainieren- unten wohnen“ und umgekehrt) eine beispiellose Popularität erlangt, doch die funktionelle Übersetzung der Trainingsreize im Sinne einer Leistungssteigerung ist bei vielen Sportlern minimal (u.a. Robach et al. 2014: Vogt & Hoppeler, 2010). Deshalb ist man verschiedentlich zu Sprintintervall-Training mit unvollständiger Erholung bei Hypoxie (Atemmangel) übergegangen, das vorzugsweise im gewohnten Umfeld (NN) stattfinden kann (Brocherie et al. 2016). Schon Counsilman (1980) empfahl, ein Training mit bewusst reduzierter Atemfrequenz für ein Viertel bis zur Hälfte der gesamten Trainingseinheit. Besonders im Rahmen des GAI -Trainings sollte nur auf jeden zweiten und später jeden dritten Armzyklus geatmet werden, wobei nach Möglichkeit die Technik gegenüber dem normalen Rhythmus nicht verändert werden sollte. Bis zum Klassiker „8 x 25 m ohne Atmung“. Wir hatten früher für eine Wettkampfdisziplin „50m Tauchen (ohne Hilfsmittel)“ geübt und konnten problemlos 50m unter Wasser schwimmen.

*2020 erschienen in Medicine & Science in Sports & Exercise zwei Beiträge zum Hypoxietraining, pro „Hypoxic training is beneficial in elite athletes“ (Millet & Brocherie), contra „Hypoxic training is not beneficial in elite athletes“ (Siebenmann & Dempsey). Nicht leicht zu verdauen für den nur auf die Wissenschaft fokussierten Trainer!

Exkurs: Während der durch die Pandemie bedingten Einschränkungen konnte 2020 kein Höhentraining durchgeführt werden Der DSV verwendete für seine Olympiakader im Landtraining normobare Hypoxie. Hierbei wurden die Sportler über Schlauch und Maske mit einem Höhengenerator verbunden, der der Umgebungsluft Sauerstoff entzieht. Der Vorteil bestand in der individuellen Steuerung der Höhen- und Trainingsbelastung, da jeder über einen eigenen Generator versorgt wird. Was fehlt, ist der hydrostatische Druck der natürlichen Höhe, der weitere Anpassungseffekte auf den Organismus hat (Interview DSV-Presse mit Bernd Berkhahn von 21.12.20).

Sollten nach dem von Counsilman empfohlenem „Hypoxietraining“ Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle auftreten, ist es durch wenig intensives Grundlagenausdauer-Training (→Kompensation) zu unterbrechen. Maglischo (2003) rät zur Vorsicht und empfiehlt statt „Hypoxietraining“ eher wettkampfmäßig zu trainieren. Eine Befragung von 203 Athleten zeigte, dass fast ein Drittel während des Hypoxietrainings erkrankte. Deshalb sollten in dieser Phase Stress und Trainingszustand mehr beachtet werden (https://www.researchgate.net/publication/272377735_Popularity_of_hypoxic_training_methods_for_endurance-based_professional_and_amateur_athletes – Zugriff 15.08.2019). Die Schwimmer lernen aber auch, durch „Hypoxietraining“, mit Atemnot (→Dyspnoe) umzugehen. Es sind aber einige Besonderheiten zu berücksichtigen. So stiegen die Laktatwerte nicht an und die Herzfrequenz nahm ab (West et al. 2005). Durch die Aufnahme der 50m Disziplinen in das WM/EM-Programm und die Nutzung der Übergänge mit dem Delfinkick bestimmt das „Schwimmen ohne Luft“ immer stärker die Wettkampfgestaltung.

Mehr zum Thema: Schmidt, W. (2018). Hypoxietraining – nicht nur im Leistungssport eine Option (https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/wenn-die-luft-duenn-wird-hypoxietraining-nicht-nur-im-leistungssport-eine-option/3/ – Zugriff 28.12.20)


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