Pubertät

06. April 2022 P 0

Pubertät (puberty), lat. pubertas „Geschlechtsreife“; ontogenetische Entwicklungsphase des Überganges zur “Geschlechtsreife”, die individuell sehr unterschiedlich verläuft und genetisch bedingt ist. Sie wird im Gehirn ausgelöst: Der Hypothalamus regt die Hirnanhangsdrüse an, Hormone zu produzieren, die wiederum bei Jungen die Hoden- und bei Mädchen die Ovarialentwicklung induziert, somit Testosteron
beziehungsweise Östrogen ansteigen lässt. Dieser Wachstumsabschnitt wird in der Fachliteratur verschieden benannt: einmal Pubeszenz und Adoleszenz zusammen als Zeit der geschlechtlichen Reifung, dann wieder nur als erste Phase der Reifungszeit oder als Zeitpunkt der erreichten Geschlechtsreife. Meinel & Schnabel (2007) sprechen sich für die große Spanne aus, die bis in das Jugendalter geht und sehen folglich in der Pubeszenz die erste Phase dieser Entwicklung. Mädchen haben in der BRD mit durchschnittlich 12,8 Jahren ihre erste Regelblutung, Jungen mit 15,1 Jahren den Stimmbruch. Übergewichtige Mädchen beginnen und beenden ihre Pubertät früher als andere (KiGGS-Studie 2007). Es ist die Phase großer Herausforderungen, die ROUSSEAU als „zweite Geburt des Menschen“ bezeichnete.

Der langfristige Leistungsaufbau beginnt in einigen Sportarten schon im Kindesalter, so auch im Schwimmen. Damit werden während der Pubertät spezifische Leistungen verstärkt gefordert und Kaderberufungen vorgenommen. Der Zusammenhang von Leistungsentwicklung im Schwimmen und biologischer Reife ist wiederholt nachgewiesen worden (u.a. Rudolph 1996; Bielec & Jurak 2019; Abbott et al. 2021). Die Jahre der Pubertät sind der entscheidende Zeitraum für den Knochenzuwachs. 30 Prozent des erwachsenen Knochenmineralgehalts werden während diesen drei Jahren angelegt. Zudem ist das Knochenwachstum bei Mädchen am größten von der Mitte der Pubertät bis zur Menarche im Alter von 12,7±0,98 Jahren (https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/zusammenhang-zwischen-sport-in-der-pubertaet-und-der-peak-bone-mass/). Jungen legen im Durchschnitt in dieser Zeit erheblich an Muskelmasse und Kraft zu, allerdings stark vom biologischen Alter beeinflusst (Yuzhikova et al. 2020; Vorontsov et al. 1999). Nach einer Studie im Schwimmen gelangen Costa et al. (2021) zu dem Schluss, dass der Grad der pubertären Entwicklung in Verbindung mit dem chronologischen Alter von Jungen eine bessere Einteilung für das körperliche Training ermöglichen kann als die chronologische Klassifizierung allein. Bei Mädchen scheint die Einteilung in chronologische Altersgruppen angemessen zu sein. Deshalb sind Reifestand und der Körperbautyp wichtige Referenzkriterien für die körperliche Belastbarkeit (Fröhner, 2009; Rudolph et al. 2015). Unbestritten ist ferner die Bedeutung eines vielseitigen Trainings, dessen Hauptzielsetzung sowohl die Gesundheitsförderung und -erhaltung als auch die gezielte Entwicklung der sportlichen Leistungsfähigkeit darstellt (u.a. Martin et al. 1999; Lloyd et al., 2016).

Die zunehmende Abnabelung von den Eltern, das Interesse am anderen Geschlecht, die Entwicklung eigener Wertvorstellungen verbunden mit verstärkter  „Ich-Identität“ erfordern ein hohes pädagogisches Geschick des Trainers in diesem Entwicklungsabschnitt. Die Verhaltensbiologin Haug-Schnabel empfiehlt in dieser Zeit mit dem Button herumzulaufen „Wegen Umbau im Gehirn ist in folgenden Bereichen mit Behinderung zu rechnen: Umgang mit Gefühlen, Impulskontrolle, Handlungsplanung. Danke für Ihr Verständnis“. (Der Spiegel 21/2008, S. 153)

 „Pubertät ist, wenn die Eltern anfangen, schwierig zu werden.“ Michael Marie Jung (1040*) Hochschullehrer

Exkurs: „Nachwuchsathleten erleben die Wachstumsphase vor allem dann als Krise, wenn ihr Körper sich nicht gemäß dem Ideal ihrer Sportart entwickelt, wenn die Leistungsentwicklung stagniert, wenn Überlastungsbeschwerden oder Verletzungen auftreten. Um erfolgreich zu sein, greifen sie häufig auf dysfunktionale Bewältigungsstrategien zurück, indem sie ihr Trainingspensum in Eigenregie erhöhen, sich Selbstvorwürfe machen oder Symptome medikamentös behandeln.“ (Schubring, A. 2014)

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