Überforderung
Überforderung (over-load), Summe von Anforderungen, die ein Mensch, eine Institution oder ein System nicht bewältigen kann.
Auf den Sport übertragen eine das Leistungsvermögen des Sportlers übersteigende Anforderung im Training oder auch in der Gesamtbelastung durch Schule/Beruf und Training (→Karriere, duale), wobei auch das stützende Umfeld (→Förderung) eine maßgebliche Rolle spielt. Besonders im Nachwuchstraining ist der individuelle Entwicklungsstand (→Trainingsalter, →biologisches Alter) bei der Trainingsbelastung zu berücksichtigen, um Überforderungen zu vermeiden., →Übertraining, →Stress
1. Exkurs: Viele Spitzensportler stehen heutzutage unter enormen Stress, weil sie entweder um ihre finanzielle Existenzgrundlage oder den Rausschmiss aus einem Kader fürchten. Der hohe Erwartungsdruck führt verschiedentlich zu Burnout, in seltenen Fällen auch zum Freitod (Torwart Robert Enke, Radsportler Marco Pantani). Das ist aber ein zutiefst gesellschaftliches Problem. In der Bundesrepublik nehmen sich jährlich 10.000 Menschen das Leben, hauptsächliche Ursache Depression. Im Leistungssport ist „die internationale Spitze enorm dicht zusammengerückt, so dass Winzigkeiten den Ausschlag geben. Damit muss man erst einmal fertig werden.“ (Eberhard Gienger am 16.12.2009)
Wenn internationale Studien über Nachwuchsleistungssportler ergeben, dass bis zu 90% der Mädchen und 75% der Jungen innerhalb von fünf Jahren nach Beginn des Trainings ausscheiden (Wörz, 2012), dann ist das der Stoff, um eine Hysterie gegen den Leistungssport zu entfachen. Im Sinne der Talentselektion ist das aber ein natürlicher Prozess, wenn die Sportler gesund und mit Freude dem Sport (aber nicht mehr als Leistungssportler) weiter frönen.
2. Exkurs: „Es kann schon mal sein, dass chronische Überforderung eine Depression auslöst, das ist aber nicht die Regel. Das Leben bietet viele Auslöser für diese Krankheit: Das kann ein Misserfolg sein, ein Partnerschaftskonflikt, ein Trauerfall. Aber auch positive Ereignisse können triggern: eine bestandene Prüfung, ein Umzug, Urlaubsantritte. Und mancher rutscht ohne irgendeinen Auslöser in eine Depression. Die Vorstellung, dass der Stress im Hochleistungsbereich vermehrt psychische Störungen auslöst, stimmt so einfach nicht.“ (U. Hegerl, Psychiater, Uni Leipzig).