Sozialisation

20. November 2024 S 0

Sozialisation (sozialisation), lat. sociare ‚verbinden‘; individuelle Aneignung von Werten, Normen und Verhaltensmustern einer Gesellschaft. Maßgeblichen Anteil an der Sozialisation hat die Familie (primäre Sozialisation), weiteren Einfluss (sekundäre Sozialisation) haben andere Gruppen (peer-group) und Institutionen (Medien, Sport). Sozialisation ist in vielen Fällen identisch mit Erziehung. →Rollenkonflikt, →Rollenlernen

Die Sozialisation im und durch Sport zählt als klassisches Untersuchungsfeld der Sportsoziologie. Dabei stehen zwei voneinander unabhängige Aspekte im Blickpunkt (Heinemann,1980): einmal Sozialisation in den Sport (aktiv, Einfluss Familie…) und zum anderen Sozialisation durch den Sport (widersprüchliche Befunde, →Persönlichkeit). So werden durch den Sport bedeutsame Wertvorstellungen und Normen (z.B. →fair play), aber auch negative Sozialisationswirkungen (Aggressivität, Erfolgszentrierung) hervorgebracht. Eine Studie mit Eliteschwimmern veranschaulichte, wie eine dominante Leistungserzählung die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer exklusiven, an Leistung gebundenen Schwimmeridentität beeinflusste. Insbesondere Übergänge wurden als kritische Punkte hervorgehoben, an denen das Wohlbefinden beeinträchtigt werden kann, da sich Veränderungen und Unsicherheiten verstärkt auf die Leistung und damit auf die Identität auswirken können. Es zeigte sich jedoch, dass der Einsatz proaktiver Bewältigungsstrategien, wie z. B. Antizipation und Planung, sowie der Zugang zu und die Nutzung von geeigneter Unterstützung dazu beitragen, die Auswirkungen auf das Wohlbefinden zu minimieren (Uzzell et al. 2024).

Aktuelle Studien zur Einbeziehung von Migranten in den Sport zeigen, dass zugewanderte Jungen keine so starken Einschränkungen durch die Familie erleben und ihre sportbezogenen Präferenzen selbstbestimmter ausleben können. Mädchen, die den traditionellen Geschlechterrollen unterliegen, nach den Geboten des Islams erzogen wurden oder in Familien aufwachsen, die sich (noch) stärker an den kulturellen Normalitätsmustern der Herkunftsgesellschaft orientieren, partizipieren nur selten am Vereinssport (Burrmann et al. 2012, S.169).

Exkurs: „Nicht der Sport an sich sozialisiert, sondern die im Sport Handelnden. Durch die Medienwirkung des Sports haben diese die Möglichkeit, nicht nur andere Sportler zu beeinflussen, sondern den Rest der Gesellschaft. Nur wenn es gelingt, die Sportkultur als die erstrebenswerte bessere Volkskultur zu erhalten bzw. wiederherzustellen, wird es aber dem Sport gelingen, langfristig seinen relativ hohen Stellenwert zu erhalten“ (Krüger, A.: Leistungssport. 1995 (25)1,12-15).

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