Ausdauertraining (Kinder)

17. März 2017 A 0

Ausdauertraining bei Kindern (endurance training of children), Training zur Ausbildung von Ausdauerfähigkeiten (→Ausdauer) bei Kindern, hier im Grundlagentraining und Aufbautraining. Im Gegensatz zu früheren Bedenken besonders gegenüber zu langer Belastungsdauer, werden die Probleme heute eher in zu hoher Belastungsintensität oder in der allgemeinen Unterforderung (→Schulsport) gesehen. Ein Vergleich der motorischen Basisfähigkeiten deutscher Schüler über 25 Jahre zeigte besonders in den längeren Laufdisziplinen einen deutlichen Leistungsabfall (Bös, 2003). Unter diesem Aspekt fangen wir in den Vereinen von vorn an.

Kinder zeigen eine gleiche Anpassungsfähigkeit im Ausdauertraining wie Erwachsene. Der kindliche Organismus reagiert auf Ausdauerbelastungen mit Vergrößerung des Herzens und des kapillaren Querschnitts, mit gerichteter Blutverteilung, mit einer Ökonomisierung des Herz-Kreislauf-Systems und einer Vermehrung des Blutvolumens (Pahlke & Israel, 1980). Aerobe Ausdauer (GAI) und selbst anaerobe Ausdauer (Hottenrott & Neumann, 2005) sind im Kindesalter gut trainierbar. Sie regenerieren sogar nach intensiven Belastungen schneller als Erwachsene (Falk & Dotan, 2006). Während Zindl noch 1997 (S.207) mit seiner Mahnung, anaerob-laktazide Belastungen seien nicht kindgemäß, traditionsbedingten Vorbehalten folgte, zeigen immer mehr Untersuchungen, dass hoch intensives Ausdauertraining (High intensity training) den kindlichen Organismus nicht überfordert. Die Mahner stützten sich auf die Trigger Hypothese (Katch, 1983), die von einer geringen Anpassung des präpubertären Organismus an intensives Ausdauertraining ausging. Studien Kölner Sportwissenschaftler zeigten aber, dass HIT auch bei 10-14-Jährigen in unterschiedlichen Sportarten aerobe und anaerobe Ausdauer verbesserte (Sperlich et al., 2011; Sperlich et al., 2010). Es sind aber eine Reihe von Fragen noch ungeklärt, so die optimale Einordnung anaeroben Trainings in den langfristigen Leistungsaufbau, besonders unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit.

Insgesamt sind Kinder entsprechend ihres Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Verhaltens hervorragend für aerobe Ausdauerbelastungen geeignet. Der erfolgreiche amerikanische Trainer Bob Bowman bezeichnet sie als „aerobe Schwämme“. Und tatsächlich spielt im Age-Group-Program der Amerikaner die aerobe Ausdauer neben der Entwicklung der Schwimmtechnik eine entscheidende Rolle. Deshalb haben sie für die Kinder die für das Hochleistungstraining (HTL) verbindlichen fünf Energiezonen auf drei reduziert: Aerobic mit 70%, Mix mit 20% und Sprint mit 10% des Schwimmtrainings. Bis zur AK 14 ist der Fokus auf aerobe Ausdauer gerichtet. Damit wird die Grundlage für die herausragende Wettkampfstabilität amerikanischer Schwimmer bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gelegt. Obwohl viele Untersuchungsbefunde nicht gegen eine anaerobe Belastung von Kindern sprechen, wird ein umfangreiches anaerobes Ausdauertraining nach der Intervall– oder Wiederholungsmethode im Kindesalter vermieden und eine Kombination hoher aerober Umfänge und Training der Schnelligkeitsfähigkeiten durch vielfältige Spiele und Kurzsprints bevorzugt. Hohe anaerobe Belastungen entsprechen ungeachtet der physiologisch nachgewiesenen Vorteile – nicht dem natürlichen Bewegungsverhalten von Kindern. Kinder variieren die Belastungsintensität fortwährend in spielerischer Weise und gehen dabei nur kurzzeitig anaerobe Bedingungen ein. Dieses natürliche Bewegungsverhalten sollte im Nachwuchstraining beachtet werden. Das Ausdauertraining sollte vielseitig gestaltet und immer mit technischen Forderungen verbunden sein (z.B. „Hand über Hand“, „Dreieratmung“ usw.). 

Exkurs: Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten ein Ausdauertraining mit Kindern immer mehr durchgesetzt hat, gibt es dennoch widersprüchliche Auffassungen, vor allem zwischen Sportwissenschaft (→deliberate play) und Trainingspraxis. Dabei muss nicht immer zuerst gefragt werden, was Kinder physisch verkraften, sondern was ihnen im Sinne eines langfristigen Leistungsaufbaus nutzt. Problematisch ist auch das Argument, umfangreiches Ausdauertraining mit Kindern ist nicht sinnvoll, da Ausdauerleistungsfähigkeit nicht auf Dauer speicherbar sei (Hottenrott 2010). Bei dieser Diskussion sollten nicht nur sportmedizinische, sondern ebenso bewegungsstrukturelle und psychologische Aspekte beachtet werden. Ausdauertraining kann kindgerecht (abwechslungsreich) gestaltet werden. Damit verhindert man Monotonie und durch methodische Vielfalt die Ausbildujng von Bewegungsstereotypen. Aber diese Vorgehensweise sollte nicht mit geringerer Belastung gleichgesetzt werden.  Auch Belastungsverträglichkeit ist langfristig zu entwickeln und stellt sich nicht plötzlich mit dem Übergang in das HLT ein..


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