Wende
Wende (turn), allgemein Richtungswechsel, ob zu Fuß, mit Fahrzeug oder in der Politik…
Im Schwimmen Wechsel der Schwimmrichtung an der Beckenwand um 180°. Die Wende ist erforderlich, sobald die zu durchschwimmende Streckenlänge größer ist als die Länge des Schwimmbeckens. Im Freiwasserschwimmen entfällt die klassische Wende am Beckenrand. Hier werden Richtungswechsel durch Bojen angezeigt, die zu umschwimmen sind. Die Wende wird durch die Wettkampfbestimmungen in jeder Schwimmart reglementiert. Eine nicht regelkonforme Wende wird mit einer Disqualifikation geahndet. Die Wendentechniken haben sich zunächst vor allem durch Neuerungen in der Bädertechnik weiterentwickelt. Großen Einfluss haben zusätzlich immer wieder geänderte Wettkampfbestimmungen: Zunächst mussten bei jeder Wende je nach Schwimmart eine oder beide Hände die Wand berühren. Anfang der 60ziger Jahre wurde es im Freistilschwimmen erlaubt, mit einem beliebigen Körperteil anzuschlagen, woraus sich die Rollwende entwickelte. 1991 wurde diese Regel auch auf das Rückenschwimmen übertragen. Seither werden auch beim Rückenschwimmen Rollwenden ausgeführt. Beim Brust– und Delfinschwimmen muss weiterhin mit beiden Händen gleichzeitig die Wand berührt werden, was durch Kippwenden realisiert wird. Für die verschiedenen Wenden beim Lagenschwimmen haben sich einige Varianten der Roll- und Kippwenden entwickelt.
Die Wenden werden je nach Verhalten von Kopf und Rumpf zur Wasseroberfläche in hohe und tiefe Wende oder nach den dominierenden Drehungen des Körpers um seine Achsen in Kippwenden und Rollwenden unterschieden. Als hohe Wenden werden die Seitfall- oder Kippwenden bezeichnet, als tiefe Wenden die Rollwenden. Die hohe seitliche Wende ist ebenfalls eine Kippwende, die durch ihre einfache, aber zeitaufwendige Ausführung dem Freizeitsport vorbehalten bleiben sollte.
Technik/Ziel:
Die Wende hat neben einem maximal schnellen Richtungswechsel zum Ziel, die folgende Schwimmbewegung durch den Abstoß von der Beckenwand mit einer möglichst hohen Geschwindigkeit einzuleiten. Dies wird durch ein Anschwimmen ohne Geschwindigkeitsverlust, eine schnelle und enge Drehung, eine hohe Abstoßgeschwindigkeit und die widerstandsarme und antriebswirksame Gestaltung des Überganges erreicht. Der Wendenabschnitt spielt daher in allen Disziplinen im Wettkampf eine entscheidende Rolle. Als Wendenabschnitt wird in den Wettkampfanalysen der Bereich ab 5m vor bis 5m nach der Beckenwand bezeichnet (teilweise auch 7,5m vor bis 7,5m nach der Wand).
Der Wendenabschnitt wird zur Vereinfachung der komplexen, azyklischen Bewegung in einzelne Phasen unterteilt: Anschwimmen, Adaptation, Drehung, Abstoß, Unterwasserphase und Übergang. Zusätzlich beschreiben einige quantitative Parameter die Wendenbewegung sehr exakt und lassen somit Aussagen zur Bewegungsgüte zu.
Das Anschwimmen bezeichnet die Bewegung in Richtung der Beckenwand vor dem Beginn der Antizipation zur Richtungsumkehr. Charakteristische quantitative Parameter für diese Phase sind die Anschwimmzeit (=Zeitintervall vom Kopfdurchgang zwischen 10 und 5m bzw. 2,5m vor der Wand) und die Anschwimmgeschwindigkeit.
Die Adaptation beginnt mit der Vorbereitung der Richtungsumkehr und endet mit dem Verlassen der zyklischen Bewegung bzw. dem Beginn der Drehung im Brust– und Delfinschwimmen. Hier gibt die Adaptationszeit wichtige Informationen.
Daran anschließend folgt die Phase der Drehung bis zum Setzen der Füße an die Beckenwand. Die Drehzeit (=Zeitintervall vom Beginn der Drehung bis zum Setzen der Füße an die Beckenwand), die Drehgeschwindigkeit sowie Knie- und Hüftwinkel stehen hier für die Bewegungsqualität.
Der Abschnitt zwischen dem Setzen der Füße und dem Lösen der Füße von der Beckenwand wird als Abstoß bezeichnet. Dem Abstoß folgt die Unterwasserphase, welche bis zum Kopfdurchgang bei 5m (7,5m) führt. Es ist zu berücksichtigen, dass zum Teil der Übergang in die zyklische Schwimmbewegung bereits vor 5m stattfindet. In diesen Fällen folgt nach dem Abstoß direkt der Übergang. Die Unterwasserphase lässt sich durch die Zeit vom Abstoß bis zum Kopfdurchgang bei 5m (7,5m) und die Abschwimmgeschwindigkeit (=Geschwindigkeit zwischen Kopfdurchgang bei 2,5m und 5m {7,5m}) beschreiben.
Als Übergang wird die Bewegung vom Kopfdurchgang bei 5m bis zum Übergang in die zyklische Schwimmbewegung bezeichnet. In den vier Schwimmarten ist eine Übergangsphase bis 15m erlaubt, so dass neben dem Auftauchpunkt auch die Zeit vom Kopfdurchgang bei 5m bis zum Kopfdurchgang bei 10m oder 15m erfasst wird. →Wenden in den einzelnen →Schwimmarten bzw. →Roll- und →Kippwende
Mehr zum Thema: Küchler, J. (2015). Die Wende -physikalische Grundlagen und Handmaterial für Trainer, DSTV-Reihe, Bd. 37, S. 47-78
Exkurs: Ryan Lochte (USA) zeigte bei der Schwimm-WM in Kazan 2015 auf den Freistil– und Lagenstrecken eine ganz neue Variante: Abstoß und Delphinkicks erfolgten in Rückenlage und erst kurz vor dem Auftauchen drehte er sich auf den Bauch. Für die FINA ist diese Technik auf den Freistilstrecken kein Problem, für die Lagenstrecken schon. Wer nach dem Brustschwimmen die Wand in Rückenlage verlässt, schwimmt damit nicht nur unzulässig die Schwimmart „Rücken“, sondern damit insgesamt auch mehr als ein Viertel dieser Teilstrecke und ist wegen Verstoßes gegen SW 9.1 zu disqualifizieren. (http://www.dsv.de/schwimmen/aktuelles-schwimmen/lesen/?tx_ttnews[tt_news]=2502&cHash=4adff178283e1aeca17702a51097ac66)