Egoismus

10. April 2017 E 0

Egoismus (egoism), lat. ego „ich“; Verhalten und Standpunkt, bei dem das „Ich“ im Vordergrund steht (→egozentrisch). Egoismus ist zumeist negativ besetzt (→Geltungsstreben, Selbstsucht, Eigenliebe). Dem entgegen wird in der Psychologie auch der „gesunde Egoismus“ im Sinne von Selbstverwirklichung beschrieben, besonders wenn die Bedürfnisse anderer Menschen in das eigene Handeln einbezogen werden. Gegenstück: →Altruismus,

Leistungssport verlockt, durch unfaire Mittel Vorteile zu erlangen und dadurch andere zu benachteiligen. Besonders schön geschwommen zu haben und gegenüber dem Konkurrenten nett gewesen zu sein, zählt nicht. Und trotzdem ist zu unterscheiden, der „sportive Egoist“ beachtet Regeln, Normen und Werte des Sports, der „radikale Egoist“ verhält sich rücksichts- und bindungslos. „Im Wettkampfsport kompetitiv-egoistisch zu handeln ist zwar notwendig, aber es ist erst unter der Bedingung der Goldenen Regel (→fairplay) auch moralisch hinreichend…Wettkämpfende im Sport dürfen aus system-moralischen Gründen keine „Mutter-Theresa-Spiele‘ spielen“ (Drexel, in Grupe & Mieth, 2001, S.35). Auch der oft evolutionsbiologisch begründete „radikale Egoismus“ ist nicht haltbar. Gene folgen keinem „Sittengesetz“, die Moral schon. →Ehrenkodex

„Egoist – Eine Person minderen Geschmacks, mehr an sich selbst interessiert als an mir“. Ambrose Bierce (1842-1914) amerikanischer Schriftsteller

Exkurs: Schwimmer sind in der Regel Einzelkämpfer. Und das in einer Gesellschaft, deren Jugend wachsender Egoismus bescheinigt wird. In den Massenmedien rückt die Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen immer stärker in den Vordergrund: Narzissten unter Künstlern und Politikern bis zu nationalen Alleingängen. Die zunehmende „Ich! Ich! Ich!“-Haltung bei Kindern ist einmal dem Einfluss der Eltern geschuldet, die ihrem Kind besondere Talente und Fähigkeiten zuschreiben. Ferner tragen die sozialen Medien zum Egoismus-Wachstum bei. Die positive Selbstdarstellung in den Netzwerken steigert das Selbstwertgefühl. Psychologen haben herausgefunden, dass schon Säuglinge bereitwillig teilen und sich anderen gegenüber hilfsbereit verhalten (Tomasello & Zeidler 2010). Ab dem vierten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Gefühl für die soziale Gruppe. Hier setzt die Verantwortung des Nachwuchstrainers ein, indem er in das „Training der Einzelgänger“ mannschaftsdienliche Maßnahmen einbaut (Spiele, Staffeln, Mannschaftswertungen bei Schwimmwettkämpfen). Wie stark Mannschaftssport Teamgeist über Egoismus stellt, hat hervorragend die Weltmeisterschaft der Handballer 2019 gezeigt.

(angeregt durch Artikel von Susanne Schramm (https://www.waz.de/wochenende/in-der-gesellschaft-grassiert-das-grosse-ich-ich-ich-id211399115.html– Zugriff am 5.02.2019)


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