Ausdauer
Ausdauer (endurance), „Widerstandsfähigkeit gegenüber Ermüdung“ (Harre, 1979), konditionelle Fähigkeit, die in der Trainings- und Wettkampfpraxis zumeist als Mischform (→Schnelligkeitsausdauer, →Kraftausdauer) auftritt, wobei im Sportschwimmen wegen des beachtlichen Wasserwiderstandes in der Mehrheit der Disziplinen die Kraftausdauer dominiert. Physiologisch gesehen ist Ausdauer die Fähigkeit der Muskelzelle, bei Belastung verbrauchtes Adenosintriphosphat (ATP) zu resynthetisieren (Tomasits & Haber, 2003). Je nach physiologischer, biomechanischer oder trainingsmethodischer Betrachtungsweise gibt es vielfältige Aspekte der Ausdauerstrukturen:
Zur besseren Verständigung unter den Trainern und in Anpassung an die Trainingsbereiche anderer Verbände (→Energiezonen) wurden im DSV 2005 die bis dato üblichen Trainingsbereiche des Ausdauertrainings noch einmal in Belastungszonen (BZ) unterteilt (Rudolph et al. (2014). Wege zum Topschwimmer – Hochleistungstraining. Hofmann-Verlag Schorndorf).
Kompensation, Regeneration = BZ 1
→Grundlagenausdauer I = BZ 2 (→aerob extensiv), BZ 3 (→aerob intensiv)
→Grundlagenausdauer II = BZ 4 (→aerob-anaerober Übergang), BZ 5 (anaerob- aerob: →VO2max)
→Wettkampfausdauer I = BZ 6 (→wettkampfspezifisch)
→Wettkampfausdauer II, (SA) = BZ 7 (Schnelligkeitsausdauer)
Die Bandbreite der Ausdauer im Schwimmen ist sehr weit gespannt und kann nicht nur auf die Grundlagenausdauer reduziert werden; auch Training der Schnelligkeitsausdauer ist Ausdauertraining!
Exkurs: Die Trainingsbereiche und Belastungszonen fußen weltweit auf Ergebnissen der medizinischen Leistungsdiagnostik, hier insbesondere der von Mader et al. (1976) definierten aerob-anaeroben Schwelle als Übergang von der rein aeroben zur partiell anaeroben, laktazid gedeckten muskulären Energiestoffwechselleistung. Obwohl Mader bereits in der „Geburtsstunde“ der aerob-anaeroben Schwelle darauf verwies, dass diese nicht abrupt, sondern gleitend überschritten wird, suggerierte die Schwelle dem Laien quasi den Übergang in eine neue Situation. So gruppierten sich auch die aeroben und anaeroben Pole der Bereiche des Ausdauertrainings um diese Schwelle, dem Übergangsbereich, der threshold endurance der Amerikaner oder der anaerobic threshold der Australier. Es sei aber daran erinnert, dass selbst unter vollständig aeroben Stoffwechselbedingungen Laktat produziert und noch bei einem Laktat von 20 mmol/l der aerobe Stoffwechsel beansprucht wird (Hottenrott & Neumann, 2010, S. 298). Trotz einiger Differenzen in den Trainingsbereichen zwischen den USA, Australien und Deutschland (s. unter →Belastungszonen), folgen alle einer einheitlichen Klassifikation:
aerobe Ausdauer → aerob-anaerobe Ausdauer →anaerob-aerobe Ausdauer →anaerobe Ausdauer
Auf die einzelnen Trainingsbereiche und Belastungszonen wird unter dem jeweiligen Stichwort eingegangen.
Ausdauer ist nicht nur eine grundlegende motorische Fähigkeit für viele Ausdauersportarten, sondern mit der damit verbundenen verbesserten Regenerationsfähigkeit auch für den Sprint. Zudem spielt sie eine außerordentliche Rolle im Freizeit– und Gesundheitssport und kann in verschiedenster Form (Laufen, Schwimmen, Radfahren, Skilaufen usw.) bis ins hohe Alter (→Masters) betrieben werden. Der positive Einfluss auf die verschiedensten Organe ist in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen worden (s. Abb.). Inzwischen ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass die Intelligenz des Menschen durch eine regelmäßige Bewegung gefördert wird. So kann Übergewicht abgebaut und in dessen Folge dem Gehirn mehr Sauerstoff zugeführt werden, womit die Gefahr gemindert wird, an Gehirnschwund, Schüttellähmung, Demenz und Depressionen zu erkranken (http://www.experto.de/lebensberatung/bewegung-steigert-die-intelligenz.html – Zugriff 29.09.23). Also lauft, lauft, lauft….
„Ausdauer ist der Kampf, weiterzumachen gegen den zunehmenden Wunsch, aufzuhören“ Alex Hutchinson (*1975), ehemaliger canadischer Langstreckenläufer, Physiker und Journalist
„Stehvermögen ist auch ein Besitz“ Almut Adler (*1951) Lyrikerin
Mehr zum Thema: Madsen: Zum Verständnis von Ausdauer im Schwimmen. In: Wilke & Madsen (2015). Wege zum Topschwimmer (Bd.2) – Aufbau- und Anschlusstraining. Hoffman Verlag-Schorndorf, S. 110-144