Begriff: Detraining

Detraining

Detraining (engl.), der zeitweilige Komplettverlust der trainingsbedingten physiologischen und Leistungsanpassungen als Konsequenz der Reduzierung oder Einstellung des Trainings. Detraining kann geplant (Regeneration, aktive Erholung, Trainingsperiodisierung, Übertraining), nach Beendigung des Hochleistungstrainings (→Abtraining) oder ungeplant bei Erkrankung oder Ausfall der Trainingsmöglichkeiten (Badschließung) erfolgen. 

Längerer Trainingsausfall führ zu Verlust von Muskelmasse, eine vollständige Beendigung des Trainings  zu einem Rückgang der VO2max aufgrund einer Verringerung des Blut- und Plasmavolumens. Zu den kardialen Veränderungen gehören eine Abnahme der linksventrikulären Masse, Größe und Dicke sowie ein Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks, was letztlich ein verringertes Herzzeitvolumen und eine verminderte Leistungsfähigkeit bedingt. Im Stoffwechsel kommt es zu einer Abnahme der Laktatschwelle und des Muskelglykogens, zu einer Zunahme des Körpergewichts, zu einem veränderten Austauschverhältnis der Atemluft und zu Veränderungen der Leistungsparameter. Kurzfristig kommt es zu einer Abnahme der Insulinsensitivität, während die Spiegel von Glukagon, Wachstumshormon und Cortisol unverändert bleiben. In der Skelettmuskulatur kommt es zu einer Verringerung der arteriell-venösen Sauerstoffdifferenz und des Glucose-Spiegels. →Deadaptation

Mujika et al. (1995) verweisen auf den schmalen Grat zwischen Tapern und Detraining. Kurzzeitiges Detraining geht einher mit einem rapiden Verlust der kardiorespiratorischen Fitness, der metabolischen Effektivität und der Atmungs- sowie leistungsgenerierenden Kapazität der Muskulatur. Tapern als „Nur-Belastungsreduzierung“ birgt die Gefahren des Detrainings, verbunden mit den o.g. negativen Folgen für den Wettkampf. Beim Tapern geht es aber um die Verringerung der akkumulierten Ermüdung ohne die zuvor erreichten Anpassungen zu verlieren. Daher lieber mehr als zuwenig Training!

Costill et al. (1984)  beobachteten bei Schwimmern bereits nach einer Woche Inaktivität einen Rückgang des oxidativen Potenzials der Muskeln und eine stärkere Störung des Blut-Säure-Basen-Gleichgewichts (→pH-Wert). In einer anderen Studie (Ruiz-Navarro et al. 2025) nahm nach einer fünfwöchigen Pause außerhalb der Saison die Leistung über 50m Kraulschwimmen ab (Männer 0,34 s; Frauen 1,15 s). Das Belastungs-Geschwindigkeits-Profil und die damit verbundenen Variablen zeigten eine Verschlechterung  der Laktatkonzentration im Blut, der maximalen Belastung bei Nullgeschwindigkeit (?), der Durchschnittsgeschwindigkeit und der Schlagfrequenz äußerte. Nach einer Detrainingsphase von fünf Wochen ging die Leistung über 10x100m Freistil um 2 Sekunden zurück (Beetz 2024).

 

Die Autoren verweisen besonders auf die lange Sommerpause nach dem Hauptwettkampf. Wenn die trainierten Effekte so schnell verloren gehen, scheint es, dass es in der Übergangszeit nicht klug wäre, das Training abzubrechen, sondern nach einem reduzierten Zeitplan zu schwimmen, der die Aufrechterhaltung trainierter Zustände erleichtert oder nur geringe Regressionen zulässt (→aktive Erholung). Achtung! Hier haben Physiologen gesprochen. Sie sind für den Kopf (Psyche) nicht zuständig.

Mehr zum Thema:

Ribbecke, T. (2025). Trainingspause und Leistungsniveau: Auswirkungen auf die sportliche Form. Leistungssport, 55 (1), 32-35.

Beetz, H. (2024). Detraining und Retraining im Schwimmsport: von der Genetik zur schwimmerischen Praxis. DSTV-Reihe, Bd. 49, 154-176

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  • Erstellt am: 7. August 2025
  • Überarbeitet am: 10. April 2025
  • Autor: Klaus Rudolph

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