Tapering

08. Juni 2023 T 0

Tapering (tapering), engl. „zuspitzen“, übertragen „Formzuspitzung“, zwei bis dreiwöchige Trainingsphase vor wichtigen Wettkämpfen, vergleichbar mit dem MesozyklusLeistungsausprägung“ (→Unmittelbare Wettkampfvorbereitung). Die Dauer des Tapering hängt von Umfang und Intensität des absolvierten Trainings, der Anzahl und Verteilung der Starts sowie dem Alter und der Spezialisierung ab, wobei besonders zwischen Sprinter und Langstreckler zu differenzieren ist. Allgemein für Ausdauersport scheint Tapering, dem Überlastungstraining vorausgeht, förderlicher für die Maximierung der Leistungssteigerung zu sein. Für eine effektive Tapering-Strategie wird ein Zeitraum von 21-Tagen empfohlen, bei dem das Trainingsvolumen schrittweise um 41-60% reduziert wird, ohne die Trainingsintensität oder -häufigkeit zu verändern (Wang et al. 2023).

Für Tapering hat der Schwimmer folgende Richtlinien zu beachten (in Anlehnung an Counsilman, 1980 und Wilke & Madsen, 2015):

  • Habe keine Angst, den Belastungsumfang zu reduzieren, vergeude deine Kräfte nicht vor dem Wettkampf!
  • Erarbeite dir dein eigenes Modell der „Formzuspitzung“ (→UWV) und prüfe kritisch, ob es noch deinem aktuellen Zustand entspricht (was vor zwei Jahren erfolgreich war, kann heute wirkungslos sein),
  • Reduziere den Trainingsumfang zugunsten der Qualität, indem du systematisch die angestrebte Wettkampfgeschwindigkeit (über SA zu WA) erarbeitest, aber immer so, dass du schnell wieder erholt bist. Durch die hohe Qualität (→Schwimmgeschwindigkeit, →Kraft) erlebst du deine zunehmende Form und wirst selbstbewusster,
  • Schnelligkeitsreize (→Schnelligkeit) sind gut, aber versuche nicht durch zu häufige Sprints ein höheres Niveau zu erzwingen. Das kommt dann eher aus der Ruhe und Lockerheit.
  • Erhöhe den Anteil an lockerem Schwimmen (Kompensation) und verbinde dies mit Technikübungen, um ein gutes Wassergefühl zu halten,
  • pegel dich auf den Wettkampfrhythmus ein und berücksichtige dabei, dass du bereits vormittags (Vorlauf) in Topform sein musst,
  • Ruhe ist wichtig, verwechsle aber Tapern nicht mit Urlaub!

Der Trainer sollte in dieser Phase sein Augenmerk besonders auf optimale Rahmenbedingungen (Tagesablauf, Maßnahmen zur Erholung, Schlaf, Ernährung, Biorhythmus) und individuelle Besonderheiten seiner Sportler (Tapering ist die individuellste Trainingsphase des Jahres!) richten, sowie eine optimistische und zugleich realistische Erwartungshaltung an den Tag legen. Die Schwimmer sollten überzeugt sein, dass sie sich gut vorbereitet haben und auf den Wettkampf freuen. →Peaking

Stone et al. (2023) haben in einer Übersichtsarbeit die begrenzte Forschung zur Psychologie des Taperings und den Bedarf an fokussierter Forschung hervorgehoben und empfehlen vier Forschungsthemen

(a) Durchführung explorativer Forschung, die die Auswirkungen des Taperings auf die Wettkampfvorbereitung und das Stresserleben von Athleten und Trainern untersucht,

(b) weitergehende psychologische Fragen und Durchführung multidisziplinärer Forschung,

(c) Einbeziehung einer vielfältigeren Teilnehmergruppe in die Studien und

(d) Untersuchung der Auswirkungen psychologischer Interventionen während des Taperings.

Mehr zum Thema:

  •  Wilke & Madsen (2015). Wege zum Topschwimmer. Darin Kapitel 4: Formzuspitzung im Schwimmsport. Hofmann-Verlag-Schorndorf, S.307-314                                 
  • Fischer, S. (2017). Tapering – ein interdisziplinärer Überblick. swim & more, 8, 58/59
  • Mujika et al. (2004) https://doi.org/10.2165/00007256-200434130-00003

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