Entwicklungsauffälligkeit
Entwicklungsauffälligkeit (developmental conspicuity), Abweichung von der normalen Entwicklung, ohne dass eine medizinische Diagnose gestellt werden kann, d.h. die Entwicklungsauffälligkeit sagt nichts über die spätere Entwicklung des Kindes voraus.
So ist eine Entwicklungsverzögerung (Retardation) ein aufholbarer Entwicklungsrückstand. Im Gegensatz dazu ist eine Entwicklungsstörung eine Abweichung mit Krankheitswert, die meist zu einer bleibenden Einschränkung führt. Da im Kindesalter viele Entwicklungsprozesse sehr schnell und in Phasen verlaufen, ist die Differenzierung zwischen „normal“ und „abweichend“ bis „gestört“ sehr schwierig. Mit der Pubertät ist abweichendes Verhalten geradezu erwartbar, weil Jugendliche erst durch Austesten der Grenzen lernen, was gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist (Schäfer & Scherr, 2005, S. 165). →Verhaltensauffälligkeit
Ursachen der Entwicklungsauffälligkeit sind oft soziale oder finanzielle Probleme in der Familie, fehlende emotionale Wärme, unterschiedliche Religions- und Wertvorstellungen, Lese-, Schreib- und Verständnisschwierigkeiten, fehlende soziale Akzeptanz (Kannowski, 2005, S.16).
15% aller Kinder haben eine Entwicklungsauffälligkeit, 6-7% sind gemäß der WHO-Definition (ICD-10) in ihren Aktivitäten eingeschränkt, und 1-2% haben eine schwere Behinderung. Abweichungen im Entwicklungsverlauf (Retardierung, Akzelerierung) brauchen nicht als besorgniserregend angesehen werden. Sie sind aber besonders im Leistungssport zu berücksichtigen, da Früh- oder Spätentwicklung das physische Leistungsvermögen und die Selektion in Leistungsgruppen beeinflussen. →Talentauswahl, →Talentförderung, →Entwicklungsdiagnostik
Mehr zum Thema: Aigyptiadou, M.N. (2017). Geistige und motorische Entwicklungsstörungen: Ist mein Kind betroffen? verfasst am 03.06.2017 https://www.jameda.de/gesundheit/kinder-baby/geistige-und-motorische-entwicklungsstoerungen-ist-mein-kind-betroffen/ (Zugriff 23.02.2019)