Muskelkater
Muskelkater (stiff muscles), muskulärer Schmerzzustand nach zumeist ungewohnten Belastungen (bei exzentrischer Muskelarbeit) an Land oder neuromuskulärer Fehlsteuerung (→Dehydration, →Elektrolytstörungen, Durchblutungsstörungen usw.), dessen Gipfel etwa 24-48 Stunden nach der Belastung erreicht wird und als starker Muskelkater nach fünf bis sieben Tagen abklingt. In der Literatur auch als delayed onset muscle soreness (DOMS) (verzögert auftretender Muskelkater) beschrieben. Ursache ist nicht (wie bisher angenommen) Muskelübersäuerung (→Azidose), sondern eine mechanische Muskelbelastung (→Mikrotrauma), die die Struktur des Muskels zerstört. Bei zu starker Belastung lösen sich die Eiweißfäden (→Aktin und Myosin) aus ihrer Verankerung (s. Abb.). Ferner kommt es zu längerer Energienot im arbeitenden Muskel. Neben Bewegungsschmerz, Kraftverlust und Koordinationsstörungen ist der Muskelkater objektiv durch das Enzym Kreatinkinase (CK) nachweisbar. Neue Studien legen nahe, dass es sich eher um eine Verdickung und Versteifung der schmerzempfindlichen Faszien handelt „Faszienkater“ (geo.de vom 1.11.24).
Ein wirksames Mittel zur Vermeidung von Muskelkater ist neben einer systematischen Belastungssteigerung eine Nachbelastung (Ausschwimmen, Auslaufen…) von 30-40 Minuten in aerober Stoffwechsellage. Auch Entspannungsbäder und Sauna sind zu empfehlen, aber vorrangig moderate unspezifische Belastungen, welche die Durchblutung steigern. Angeraten werden der rasche Flüssigkeitsausgleich (→Flüssigkeitsbedarf) und die frühzeitige Aufnahme von Kohlenhydrat oder verzweigtkettige Aminosäuren (BCAA) (Ra et al. 2018). Weitere Untersuchungen zeigen, dass die Folgen des Muskelkaters medikamentös (Protease) schneller beseitigt werden können (Miller et al. 2004). Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln reduzieren Muskelkater nur geringfügig (Ranchordas et al. 2012). Massagetherapie wird unterschiedlich bewertet: „nicht wirksam“ (Neumann 3/2001) bis „lindernd“ (Guo et al. 2017). Das betrifft auch die Wirksamkeit von Massagerollen (Baumgart et al. 2018). Kompressionsstrümpfe verhindern Muskelkater, indem die Muskelpumpe die lokalen Stoffwechselprodukte besser verteilt (Jakemann et al. 2010). Das war auch ein günstiger Nebeneffekt der High-tech-Anzüge im Schwimmen. Dehnübungen lösen Muskelkater eher aus als ihn zu beseitigen (Wiemeyer 2002/Smith et al. 1993). Nicht zu unterschätzen ist ausreichend und gesunder Schlaf (Vitaterna, 2019).
Abb.: Lösen von Z-Scheiben, die Aktin und Myosin verknüpfen, als Auslöser des Muskelkaters
- http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/fileadmin/content/archiv2000/heft02/int_0200.pdf – Zugriff 12.11.20
- https://www.netdoktor.de/symptome/muskelkater/ – Zugriff 12.11.20
- Schleip & Wilke (2024) Faszientraining – In Sport, Bewegung und Therapie. Urban & Fischer