Reizdichte

22. November 2022 R 0

Reizdichte (stimulus density), neurophysiologisch das Zeitintervall zwischen elektrischen Impulsen (Erregung). Zum Beispiel kontrahiert ein auseichend starker Nervreiz (Impuls) über die motorische Endplatte den Muskel maximal (Alles-oder-Nichts-Regel). Danach braucht der Muskel für wenige Millisekunden eine Erholungszeit (Refraktärzeit), in der er nicht wieder erregt werden kann. Die Stärke der Gesamtkontraktion hängt davon ab wie viele motorische Einheiten erregt werden (Reizdichte). Die Impulsfrequenz kann in verschiedenen Stufen erfolgen (Frequenzierung). →Rekrutierung

In der Sportwissenschaft hat sich mehrheitlich der Begriff Belastungsdichte durchgesetzt, worunter die Erholungszeit zwischen den Sätzen/Serien oder den Wiederholungen verstanden wird. Die Theorie geht davon aus, dass nach einem wirksamen Belastungsreiz eine gewisse Zeit für die Anpassung benötigt wird. Erst danach kann effektiv erneut ein ähnlicher Belastungsreiz gesetzt werden, einer katabolen Phase folgt eine anabole Phase der Wiederherstellung (→Trainingsprinzip der Einheit von Belastung und Erholung,Prinzip des wirksamen Belastungsreizes).

Beispiel für „Reizdichte“ unter Hypertrophie-Training (https://www.traifit.de/infos/lexikon/details343/hypertrophie-muskelaufbau_training – Zugriff 21.11.22):

  • Reizintensität: 80-85% vom 1RM
  • Reizumfang: (8)10-12 Wiederholungen
  • Reizdauer: > 20-45 Sekunden
  • Reizdichte: 4-5 Minuten
  • Reizumfang: 3-4(5-6) Übungen x 3 Serien x 10-12 Wiederholungen

Im Intervalltraining des Schwimmers soll bei einer Serie 10 x 200m ab 4 min die Belastung erhöht werden. Dazu kann einmal die Schwimmgeschwindigkeit gesteigert werden, zum anderen bei gleicher Schwimmgeschwindigkeit die Pause reduziert (ab 3:50 min) und damit die Belastungsdichte erhöht werden. Mit zunehmender Nähe zur Wettkampfgeschwindigkeit muss die Belastungsdichte (größere Pausen) oder die Teilstrecke verringert werden. Eine Ausnahme ist das Training der Wettkampfspezifischen Ausdauer (WA), wo bei geringen Pausen wettkampfnah geschwommen wird, in der Regel aber nur im Gesamtumfang der Wettkampfdistanz. Eine ähnliche Variante ist das Ultra-Short-Race-Pace-Training (USRPT), wo die Wettkampfgeschwindigkeit auf kurzen Teilstrecken (Unterdistanzbereich) und geringen Pausen (hohe Belastungsdichte) bis zum Abbruch gehalten wird (→Race-Pace-Training).

Exkurs: Je nach Betrachtungsweise kommt es immer wieder zu Irritationen. Verstehe ich z.B. einen Einzelzyklus als Reiz, dann ist beim Dauertraining die Reizdichte hoch, nämlich ohne Pausen. Reduziert man aber Reizdichte auf die Pause selbst als das zeitliche Verhältnis von Be- und Entlastungsphasen während einer Serie, dann garantiert erst die größere Pause und damit eine geringere Reizdichte höhere Intensitäten. Zugleich beeinflusst die Belastungsdichte auch die Qualität der Bewegungsausführung (Ermüdung). Man kann unter diesem Aspekt die Trainingseinheit selbst bis zur Belastungsgestaltung eines Mikrozyklus betrachten. So stieg durch eine höhere Wettkampfdichte bei Fußballern die Verletzungsrate (Howle et al. 2020). →Wettkampfwildwuchs


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