Schwimmen, angebundenes
„Schwimmen, angebundenes“ („tethered swimming“, „Bungees“), „fest angebundenes Schwimmen gegen einen unüberwindlichen Widerstand“. Magel 1970), in der Regel Gummiseil, später aufwendigere Konstruktionen mittels Flaschenzugsystemen (→Schwimmwiderstandsgerät), weshalb man dann von „semi-tethered-swimming“ sprach. Da es sich hierbei um ein in das Wasser verlagertes Krafttraining handelt, kann bei höheren Widerständen die „natürliche“ Schwimmbewegung ausgeübt werden. Das „Tethered-Swimming“ wurde wiederbelebt durch die Entwicklung der Latex-Bänder. Das angebundene Schwimmen kann zum Techniktraining, zum Krafttraining im Wasser („Sprint-Resisted-Training“) und zum Schnelligkeitstraining mit Zugentlastung (→Geschwindigkeitsbarriere) genutzt werden. Zudem verbessert es die Laktatproduktionskapazität (Papoti et al. 2017). Die kinematischen Parameter des angebundenen Schwimmens zeigen eine hohe Übereinstimmung mit denjenigen des freien Schwimmens (Höltke et al. 1998), entsprechend auch die Profile der VO2-Anpassungen (Almeida et al. 2023). Allerdings unterschieden sich Gasaustauschschwelle respiratorischer Kompensationspunkt beim freien Schwimmen im Vergleich zum gefesselten Schwimmen (Filho et al. 2023).
Zu bedenken ist die exzentrische Arbeitsweise durch das Gegenhalten beim Rücklauf der Gewichte (Daniel & Klauck,1999). Girold et al. (2006) konnten Vorteile des Sprinttrainings am Zuggummi gegenüber dem „sprint-assisted-training“ (Widerstand durch Hilfsmittel wie z.B. Paddles) am Beispiel der Muskelkraft, Schwimmgeschwindigkeit und Schwimmtechnik nachweisen. Eine Studie mit Collegeschwimmern zeigte eine signifikante Beziehung zwischen Schleppkraft während des Schwimmens mit Hilfe von verschiedenen Hochintensitäts-Intervalltrainings und der Schwimmgeschwindigkeit (Kishino & Takeda, 2018). →StrechCordz, →Schwimmwiderstandsgerät (SWG)
Amaro et al (2017) gaben eine qualitative Übersicht zur Fachliteratur über angebundenes Schwimmen. Die wichtigsten Schlußfolgerungen für die Forschung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Das angebundene Schwimmen ist ein zuverlässiger Test, um die von den Schwimmern im Wasser ausgeübte Kraft zu bewerten;
- höhere Maximalwerte der Kraft werden bei den Doppelarmeinsätzen im Brust– und Schmetterlingsschwimmen gezeitigt, während bei den Wechselschlagschwimmarten die Durchschnittswerte höher sind;
- die gemessenen Kräfte zeigen moderate bis starke Beziehungen zur Schwimmgeschwindigkeit, abnehmend mit zunehmender Schwimmdistanz
- 30 s maximale Belastung kann als Anpassung des Wingate-Tests zum Schwimmen verwendet werden;
- Unterschiede in der Bewegungsfrequenz können beim angebundenen Schwimmen auftreten, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass sie die Schwimmleistung beeinflussen;
- Tethered-Swiming ist eine valide Methode, um den aeroben Energiebeitrag beim Schwimmen zu bewerten. Jüngste Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass es auch Informationen über den anaeroben Beitrag liefern kann. Basierend auf und stimuliert durch das aktuelle Wissen, sollte sich die weitere Forschung auf die folgenden Themen konzentrieren: (i) die Nützlichkeit des gebundenen Schwimmens als ein gültiges Werkzeug zur Bewertung anderer Schwimmtechniken; (ii) Unterschiede in den Kraftparametern, die durch das Geschlecht oder das Wettbewerbsniveau hervorgerufen werden; (iii) Definieren genauer Variablen zur Abschätzung der anaeroben Leistung und / oder Kapazität unter Verwendung von gebundenem Schwimmen; (iv) bilaterale Asymmetrien der ausgeübten Kräfte und entsprechender Einfluss der Atmung; (v) relativer Beitrag von Armen und Beinen für Ganzkörpertreibkräfte. (IAT-Suchagent: ID: 4046444)
Exkurs: Mit einer Studie konnten Kojima et al. (2014) nachweisen, dass Altersgruppenschwimmer (10-14 Jahre) mit entsprechenden Anpassungen auf das Training am Power-Rack reagierten und empfahlen deshalb, diese Methode in das Nachwuchstraining zu übernehmen. Da sind wir wieder bei der Frage, muss man mit Kanonen auf Spatzen schießen?
Video: https://www.youtube.com/watch?v=-7fWu8651fE – Zugriff 23.12.23