Schnellkrafttraining
Schnellkrafttraining (training of power), Training zur Verbesserung der Schnellkraft, d.h. „explosive Krafteinsätze gegen Widerstände im Bereich wettkampfspezifischer Schnelligkeitsanforderungen“ (Harre in Schnabel et al. 2008, S.329). Wenn auch die Maximalkraft eine entscheidende Basis zur Entwicklung der Schnellkraft ist, so ist zu beachten, dass ein zeitaufwendiges Maximalkrafttraining auch die langsamen Muskelfasern entwickelt und deshalb im Sinne der Schnellkraftentwicklung kontraproduktiv sein kann. Es geht immer um eine optimale Abstimmung zwischen Maximalkraft- und Schnellkrafttraining unter wettkampfspezifischem Aspekt. In der Trainingspraxis des Schwimmers werden drei Methoden des Schnellkrafttrainings favorisiert:
- einmal die „Methode der explosiv-ballistischen Krafteinsätze oder Schnellkraftmethode“ (Grosser, 2004) bei azyklischen Bewegungen, für Schwimmer Sprungübungen oder das schnelle „Wasserfassen“ an der Zugbank mit dem Ziel, in der Anfangsphase der Bewegung eine hohe Kraft zu entfalten.
- Eine weitere Methode ist die der maximalen Kraftleistung (→Muskelleistungsmethode), indem wettkampfspezifische Bewegungsformen gegen höhere Widerstände explosiv-schnell mit geringer Wiederholungszahl und Serienpausen von 3-5 Minuten an Zuggeräten, Schwimmwiderstandsgeräten oder mit Paddles durchgeführt werden.
- Letztlich kann noch die reaktive Methode angewandt werden, die man bevorzugt zur Ausbildung der Sprungkraft nutzt (Sprungserien, Hoch-Nieder-Sprünge).
Indem verschiedene Trainingsmethoden kombiniert werden (Verbesserung der Maximalkraft + Schnellkraft + plyometrische Übungen), kann die Schnellkraft auch indirekt trainiert werden. Es empfiehlt sich, das Schnellkrafttraining an Land immer mit Sprints im Wasser und Technikübungen zu kombinieren.
Uneinigkeit herrscht noch zur Wirksamkeit des Schnellkrafttrainings der Beinextensoren auf die Schwimmleistung. Während Küchler & Witt (2000) fordern, dieses Training als permanenten Trainingsbestandteil in die Jahrestrainingsplanung aufzunehmen, kommen Recht & Schmidtbleicher zu dem Schluss, „dass ein neuronal orientiertes Training der Beinextensoren als permanenter Trainingsbestandteil im schwimmerischen Leistungs- und Hochleistungstraining eine wenig effektive Trainingsbelastung darstellt, da sie aufgrund überlagernder Effekte ohne adäquate physiologische Wirkung bleibt. (S. 151). Leider wurde die Beziehung zu Start und Wende nicht untersucht.
Im Ergebnis einer Studie bei Schwimmern in Aufbau– und Anschlusstraining konnten durch ein gezieltes Schnellkrafttraining an Land sowohl die unspezifischen Sprung- und Sprintleistungen als auch die schwimmspezifischen Leistungskennwerte (Freistil-Kurzsprint, Delfinbewegung, Start und Wende) verbessert werden (Wiedner & Pfeiffer, 2006).
Mehr zum Thema: Wenzel, U. (2019). Wie können schnelligkeitsbetonte muskuläre Leistungen trainiert werden?. In FAQ Spitzensport-Symposium 2019 – Kräftiger, schneller, ausdauernder? Entwicklung der muskulären Leistung im Hochleistungstraining. (S. 54-59). Leipzig: IAT. Zugriff am 29.05.2019 unter https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/win/kraftsymposium_2019/FAQ/mobile/index.html#p=54 – Zugriff 26.06.2019