Rekrutierung
Rekrutierung (recruitment), lat. recrescere dt. wieder nachwachsen; Einberufung von Soldaten (in Schweiz für Musterung), allgemein das Beschaffen von Personal für Zielgruppen (→Sportkader,→Talentförderung )
In der Physiologie versteht man darunter die Inanspruchnahme molekularer oder zellulärer Ressourcen für einen bestimmten Zweck, wie zum Beispiel die Rekrutierung von Signalproteinen in spezifische Zellkompartimente, um Signalprozesse zu ermöglichen (DocCheck Flexikon).
Für Trainer und Sportler ist besonders die Arbeitsweise der Skelettmuskulatur von Interesse. Diese besteht aus Muskelfasern, die durch Aktionspotentiale zur Kontraktion angeregt werden. Die Einzelfaser folgt dabei dem „Alles-oder-Nichts-Gesetz„, d.h. es muss erst eine bestimmte Reizschwelle überschritten werden, bevor sie aktiv wird. Sie hat damit ihr Limit erreicht. Somit kann die Kraft (Kontraktion) über die Anzahl stimulierter Muskelfasern (Rekrutierung) oder die Häufigkeit deren Stimulierung (Frequenzierung) sowie der abgestimmten Aktion aller motorischen Einheiten eines Muskels (Synchronisation) erzeugt werden.
Nach dem Rekrutierungsprinzip von HENNEMANN (1965) ist für die Aktivierung der Motoneuronen deren Rekrutierungsschwelle (Erregungsschwelle, Reizschwelle) maßgebend. Die Rekrutierung erfolgt nach einer bestimmten Reihenfolge, zuerst die langsamen motorischen Einheiten (ST-Fasern), mit steigender Kraftanforderung die schwächeren FT-Fasern und schließlich die starken FT-Fasern mit großen Motoneuronen und hoher Erregungsschwelle. Bei explosiven Krafteinsätzen (Explosivkraft) erfolgt die Rekrutierung zeitlich verdichtet (Grosser, Starischka & Zimmermann, 2004). „Da Anpassungsvorgänge offenbar vor allem in den bzw. durch die während des Trainings überwiegend rekrutierten Muskelfasern ausgelöst werden, sollten Trainingsprogramme zur Verbesserung der Maximal– und Schnellkraft auf eine Rekrutierung der schnellen Typ II-Fasern (mit hoher Reizschwelle) abzielen. Bisher vorliegende Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass ein desmodromisches Training und ein Vibrationstraining eine verstärkte Rekrutierung der Typ II-Fasern bewirken können. (Friedmann, 2007, S.17). →Muskelfasertypen, , →Aktivierungsfähigkeit, willkürliche
Beispiel: Del Vecchio et al. (2019) zeigen zum ersten Mal, dass sich die Entladungseigenschaften der motorischen Einheiten im vorderen Schienbeinmuskel durch ein vierwöchiges isometrisches Krafttraining verändert haben. Zu den spezifischen Anpassungen gehörten signifikante Erhöhungen der Entladungsrate der motorischen Einheiten, Verringerungen der Rekrutierungsschwellenkraft der motorischen Einheiten und eine ähnliche Input-Output-Verstärkung der motorischen Neuronen. Die Anpassungen in der Funktion der motorischen Einheiten könnten auf Veränderungen des synaptischen Inputs in den Pool der Motoneuronen oder auf Anpassungen der intrinsischen Eigenschaften der Motoneuronen zurückzuführen sein.
Mehr zum Thema: https://www.grin.com/document/73750 – Zugriff 26.11.22