Muskelfasertypen

08. November 2020 M 0

Muskelfasertypen (type of muscle fibre), je nach Kontraktions– und Stoffwechselverhalten der Muskelfasern werden langsam kontrahierende (slow-twitch  = STF) und schnell kontrahierende (fast-twich = FTF) Fasern mit mehreren noch nicht endgültig geklärten Subtypen unterschieden (s. Tabelle). Da die Muskelfasern weitgehend genetisch bestimmt sind, ist der Einfluss des Trainings im Sinne einer Faserumwandlung beschränkt, zumindest noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Bei Untrainierten verteilen sich ST- zu FT-Fasern etwa gleichmäßig, bei Leistungssportlern in Extremfällen bis zu 10:90% oder 90:10%. Ausdauersportler haben durchschnittlich 65-85% STF und Sprinter 60-70% FTF (Costill 1976).

Für Schwimmer wird ein Verhältnis von 60% STF zu 40% FTF angegeben (Badtke 1987)  Da es aber, bei einer Wettkampfvielfalt von 50m bis 1500m (und länger) den typischen Schwimmer nicht gibt, spielt die Muskelfaserstruktur erst im Rahmen der Spezialisierung am Ende des Aufbautrainings eine Rolle. Bis dahin hat sich auch die Eignung des Sportlers für Sprint– oder Ausdauerleistungen im Trainings- und Wettkampfprozess gezeigt (→Sprungkraft). Aus der Konzentrationsdynamik der Muskelzuckung (Laube et al. 1990) oder anhand des Katecholaminverhaltens (Schürmann & Zimmermann 1998) kann auf die Muskelfasertypen geschlossen werden ohne die blutige Muskelbiopsie zu beanspruchen. Mit der Gentechnik eröffnen sich neue Perspektiven (https://geninstitut.at/portfolio-item/muskelfaserbestimmung/ – Zugriff 8.11.20).

Mit der Aufnahme der 50m-Disziplinen in die internationalen Wettkampfprogramme haben mehr Sportler mit einem ausgeprägten Anteil an FTF ihre Chance. Für die Mehrheit der Schwimmer trifft aber zu: „Ein Schwimmer wird geboren mit bestimmten Voraussetzungen für Sprintleistungen und Ausdauerarbeit. Wenn wir seine Möglichkeiten der Ausdauerarbeit voll ausschöpfen, ist es möglich, gleichzeitig seine Anlage für die Sprintleistung vollständig zu entwickeln“ (Counsilman 1980). Bei „reinen Sprintern“ besteht aber die Gefahr, dass die durch größere Ausdauerumfänge erfolgte Umwandlung schnellere in langsamere Fasern irreversibel ist. →Talentprognose,  →Eignungsmerkmal

Eigenschaften der Muskelfasertypen (nach Wick 2005, S.88)

Exkurs: Immer wieder wird diskutiert, ist man in seiner Muskelfaserstruktur erblich festgelegt und „kann nicht aus seiner Haut“ oder lässt sich diese durch Training beeinflussen. Wechselwirkungen zwischen den Fasern vom Typ IIa und IIb sind in der Literatur anerkannt (u.a. Kotofolis et al. 2005). Dementgegen widersprechen sich die Studien zum Wechsel von Typ I zu Typ II. Durch isokinetische Kontraktionen mit hoher Geschwindigkeit, ballistische Bewegungen wie Bankdrücken, Würfe und Sprints können Fasern vom Typ II vermehrt und die Fasern vom Typ I verringert werden. Umgekehrt kann eine Verschiebung von Fasern vom Typ II zu Fasern vom Typ I bei größeren Ausdauerumfängen auftreten (Wilson et al. 2012). Dementgegen veränderte ein unterschiedliches Krafttraining (Kurzzeit versus Langzeit-orientiert) bei Schwimmern nicht die Faserstruktur, aber die spezifische Leistung (50m zu 200m). (Belfry et al. 2016). Eher ist anzunehmen, dass nicht die sportliche Disziplin den Fasertyp bestimmt, sondern der „Typ“ sich entsprechend seiner genetischen Veranlagung für eine Bestimmte Disziplin entscheidet. So assoziierte bei russischen Eischnellläufern die bevorzugte Renndistanz mit der Zusammensetzung des Muskelfasertyps (Ahmetov et al. 2011). Man kann  auch einen „Muskelfasertest“ (http://bodyfit.tips/muskelfasertest/) durchführen, aber letztlich entscheidet Dein Körper für Dich („natürliche Auswahl“). Dazu braucht es vielseitiger Angebote, vor allem im Aufbautraining.

Mehr zum Thema: http://www.spektrum.de/magazin/muskeln-gene-und-leistungssport/827377 -Zugriff 9.11.20

Video: https://www.youtube.com/watch?v=f8-ONHVZIls– Zugriff 8.11.20

 


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