Sinn des Sports
Sinn des Sports (meaning of the sport), die Bedeutung beziehungsweise der Wert des Sports für Menschen oder eine bestimmte Sache, auch gleichbedeutend mit Zweck, Funktion. Als Sinngebungen des Sports werden sechs Sinnbezirke mit fließenden Grenzen zueinander benannt: etwas leisten, gesund leben, etwas erleben, etwas darstellen, ausdrücken, mit anderen zusammen sein und Spannung, Risiko erleben. Diese Sinngebungen können sich von Mensch zu Mensch, aber auch von Sportart zu Sportart unterscheiden (Balz & Kuhlmann, 2006). →Sportethik
Bei diesem Thema ist zu unterscheiden zwischen Breiten– und Leistungssport. Während Grupe (1985) noch festhält, dass es genügend, zum Teil brachliegende, Möglichkeiten einer zeitgemäßen Sinnstiftung im Spitzensport gebe; man müsse sie nur freilegen, zeitgemäß interpretieren, offen darstellen und glaubwürdig vertreten, so mehren sich inzwischen besonders aus den Reihen der Sportwissenschaft kritische Stimmen. Man solle sich Gedanken über den Sinn und Zweck von Spitzensport machen und nicht Medaillen fordern (Lames in Süddeutsche Zeitung vom 17.02.2016).
Wenn aber die Bundesregierung weiterhin den Spitzensport fördert, dann wegen dessen medialer Wirksamkeit als eine wichtige Visitenkarte eines Landes. „Spitzensport ist insofern nicht nur ein Sinnbild für individuelle Leistung und menschliches Können, sondern auch Ausdruck des Wettbewerbs zwischen Nationen, bei dem der Gewinn möglichst vieler Medaillen im Vordergrund steht“ (Deutscher Bundestag, Wiss. Dienste, Material vom 4.11.2008, S.3). Auch nach den Olympischen Spielen hält der DOSB unverändert an diesem Ziel fest, indem er nicht eine breite Teilnahme an Olympischen Spielen, sondern Final- und Medaillenplätze anstrebt und damit fördert. Zugleich befürworten Staat und breite Teile der Wirtschaft und Öffentlichkeit sportliche Höchstleistungen, wenn sie unter den Bedingungen von Fairplay und eines humanen Leistungssports erzielt wurden, denn gerade moralische Verfehlungen beeinträchtigen die Stellung des Spitzensports in unserer Gesellschaft (Eckpunktpapier des DOSB und MdI vom 28.09.2016, S.3).
Exkurs: „Das offizielle Ethos heißt Fairplay, es gilt die Maxime vom gesunden Geist in einem gesunden Körper, es geht um Vorbildwirkung für die Jugend und um die integrative Metapher der Sportfamilie…Diese Werte aber kollidieren mit der realen Welt. Ethik und Sportmoral sind hohle Formeln aus einer Zeit, als der Sport geringe gesellschaftliche, dafür elitäre Bedeutung hatte. Heute aber ist der Widerspruch zwischen Selbstbild und Realität offensichtlich: Schmiergeldzahlungen für die Vergabe von Olympischen Spielen oder Fussball-Weltmeisterschaften, Vetternwirtschaft, Absprachen, Wettmanipulationen, ungetreue Geschäftsführung oder eine systemische Doping-Mentalität. Dies bezeugen soziologische und historische Studien, Tausende von aktenkundigen Fällen und zahllose Bekenntnisse aus dem Innern der Strukturen.“ (Walter Aeschimann, schweizer Historiker in Neue Zürcher Zeitung vom 7.10.2015).
„Ursprünglich förderte der Sport die Gesundheit. Jetzt dient er den Massenmedien und erhält das Kapital gesund.“ Rosmarie Tscheer (*1930) Literaturwissenschaftlerin, Lyrikerin Schweiz