„Schwimmerschulter“

11. Juni 2024 Sch 0

Schwimmerschulter (swimmer’s shoulder), Bezeichnung für schmerzhafte Entzündungserscheinungen, die auf den Bewegungsablauf beim Kraul-, Rücken– und Delfinschwimmen zurückzuführen sind, insbesondere wenn dies noch unter erhöhten Widerständen (→Paddles, →Zugbank) geschieht.  Die extreme Abduktion mit Außenrotation sowie Drehung des Schulterblattes zu Ende des Armzuges und die starke Adduktion mit Innenrotation am Ende der Unterwasserphase belasten die Rotatorenmanschette und den Schleimbeutel im Schulterbereich (bursa subacromialis). Dabei spielt der Belastungsumfang eine große Rolle. Nach einer Studie bei Eliteschwimmern hatten alle Athleten mit einem Trainingsumfang über 20 Stunden (Wasser) bzw. 60 km pro Woche Supraspinatussehnenprobleme (Sein et al. 2010). Grigan et al. (2024) konnten eine starke Korrelation zwischen einer schlechten vorderen Schulterbeweglichkeit und nachfolgenden Schulterschmerzen nachweisen. Die Schmerzen traten unabhängig von der Schwimmart, der Distanz oder dem Geschlecht auf, mit einer Ausnahme: Bei einem bestimmten Grad an Beweglichkeit waren Delfinschwimmer häufiger von dieser Verletzung betroffen als andere.

Prophylaktisch kann durch Aufwärmprogramme und durch Kräftigung der beteiligten Muskulatur einem Impingementsyndrom (Schmerzen zwischen Schulterdach und Oberarmkopf) vorgebeugt werden (→ www.svl.ch/swimmersshoulder.html).  Aber auch die Bewegungsausführung spielt eine Rolle. So leiten unter den Entzündungserscheinungen mehr Schwimmerinnen, weil bei ihnen die Druckphase geringer ausgeprägt sei als bei den Schwimmern (Becker & Havriluk 2014).

Schwimmlexikon-sCHWIMMERSCHULTER

Engstelle der „Schwimmerschulter“ (mit Genehmigung von Herrn PÖTZL, Orthopädie Uni Münster)

Exkurs: Oxford-Professor Carr hat mit seinem Team Patienten mit Engpassyndrom für drei Gruppen ausgelost. A. Endoskop mit Knochenbehandlung (subakromiale Dekompression), B. Endoskop mit Knochenbehandlung zum Schein (Placebo) und C. nur äußerliche Untersuchung. Ein Jahr später ging es den Patienten gleich gut und Carr folgerte, dass die Operation klinisch gesehen nicht nützlicher ist als auf die Operation zu verzichten und abzuwarten. (DER SPIEGEL 47/17.11.2018, S. 119)

„Wer konservativ behandelt, ist kein Orthopäde zweiter Klasse“ Burkhard Lembeck, Facharzt für Orthopädie (in: https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/485172, Zugriff am 9.12.2018)

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