Digitalisierung

11. April 2017 D 0

Digitalisierung (digitizing), lat. digitus „Finger“; Wandel hin zu digitalen Prozessen mittels Informations- und Kommunikationstechnik (Wikipedia), der in seinen Ausmaßen der industriellen Revolution gleichzusetzen ist und das 21. Jahrhundert maßgeblich bestimmen wird. Insbesondere die künstliche Intelligenz wird zur dominierenden Technologieplattform. Dieser Prozess wird von Abstiegsängsten und sozialer Ungleichheit begleitet. Die Politik, zum sozialen Ausgleich verpflichtet, muss sich von ihrem durch Wahlperioden begrenzten Denken lösen und langfristig diesen Wandel gestalten. Denn aufzuhalten ist er nicht.

Die Digitalisierung hat auch den Sport erreicht. So wenn Minigeräte (Wearables) aktuell über sportliche Bewegungen informieren, kleinste Kameras am Sportler installiert den Wettkampf aus der Perspektive des Sportlers abbilden. Fußballspiele können im Nachhinein bis in die kleinsten Winkelzüge verfolgt werden, interessante Aktionen stehen über Youtube einem Millionenpublikum zur Verfügung. Zwar nicht olympisch, aber nicht aufzuhalten ist der „E-Sport“, das wettbewerbsorientierte Spielen von Computer-Games (2014 spielten 89 Millionen!). Diese Dinge sind inzwischen alltäglich. Weitaus gravierender für den Leistungssport wird der Einfluss der Digitalisierung auf die Medizin sein (Crispr). Im Tierversuch ist es bereits gelungen, die Muskelmasse zu verdoppeln. Digitale Technologie verändert das Verständnis der menschlichen Biologie grundlegend.

Im Wesentlichen sind im Leistungssport zwei Bereiche erfasst:

  • Sportwissenschaft wie auch Trainingssteuerung nutzen die verschiedenen technologische Entwicklungen (wie z.B. Digitalisierung und Rechenleistung). Besonders durch die Entwicklung von mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets und Smartwatches) und ihren Apps (z.B. „Coach’s Eye“) konnten Messplätze im Sport qualifiziert werden. So können auch im Schwimmen die visuellen Informationen Trainern und Sportlern zugänglich gemacht werden (Leinen & Panzer 2016; Edelmann-Nusser et al. 2003). Mit digitalen Verfahren können kleinste Veränderungen im Geschwindigkeits- oder Kraftverlauf beim Schwimmen stetig registriert werden, ebenfalls Beschleunigung und Leistung (u.a. Sokolovas 2008; Köhler et al. 2016; Cohen et al. 2012; Buchner 2009; von Loebbecke et al. 2009; Persyn et al. 2003). Der Trainer kann alle trainingsrelevanten Informationen über iseinen Sportler erhalten und diese zur Verletzungsprävention bis zur, individuellen Förderung nutzen sowie die Trainingspläne gezielter abstimmen. Im Fußball ist schon vom „Gläsernen Profi“ die Rede (Edelhäuser 2018).
  • Eingreifende Veränderungen sind auch durch die Digitalisierung in der Aus– und Fortbildung (Lernen 5.0) zu erwarten, die Vohle (2017) in fünf „Essentiels“ zusammenfasst:
             – Neue Lehrorganisation durch integriertes Lernen (Blended Learning), indem klassische Unterrichtsmethoden mit E-Learning kombiniert werden,
             – Dialog zwischen Lernenden nicht nur über ein Video, sondern in einem Video (Social Video Learning),
             – Lernerfolgskontrolle in authentischen Kontexten (Nicht Wissen, sondern Können prüfen),
             – „Entgrenzter“ Austausch in Communities (Verbindung von bisher Unverbundenem),
             – Lebenslanges Lernen mit E-Portfolio (Zeigen, was man kann, auch über den Sport hinaus).

 

Exkurs: Die Kehrseite der Digitalisierung: „Die Alltagswelt der Heranwachsenden wird in vielfacher Hinsicht individualisiert, mediatisiert und digitalisiert. Die Lebenswelten der Jugendlichen sind verinselt, das Internet bietet schier unendliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, und Kommunikation hat sich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf das Smartphone verlagert.“ Diese Veränderung jugendlicher Lebenswelten sind eine Herausforderung für den Nachwuchsleistungssport (Thiel et al. 2018).

„Wenn die Menschen Angst vor dem Fortschritt haben, statt sich zu freuen, dann bekommen wir ein richtiges Problem“ Bill Gates (zitiert in Schulz „Zuckerbergs Zweifel“, SPIEGEL, 14/2017, S.21)


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