Photogrammetrie
Sportwissenschaft Photogrammetrie/Fotogrammetrie (photogrammetry), Mess- und Auswerteverfahren, um aus Bildern (Foto/Film) die räumliche Lage oder dreidimensionale Form eines Objektes zu bestimmen, vereinfacht Bildmessung. Auf der Grundlage mehrerer, von verschiedenen Standpunkten aus aufgenommer Bilder nutzt die Photogrammetrie den Parallax-Effekt. „Die digitale Photogrammetrie extrahiert die geometrischen Informationen eines zweidimensionalen Bildes. Mehrere Bilder werden zusammengefasst, um ein dreidimensionales Modell zu erstellen. Dank der Photogrammetrie kann ein 3D-Scan eines Objekts durchgeführt werden. Durch die Auswertung von Bildern aus verschiedenen Blickwinkeln ist es möglich, ein 3D-Modell eines Objekts zu kreieren. Dadurch kann eine vollständige Darstellung des Objekts realisiert werden. Dazu braucht man nicht unbedingt einen 3D-Scanner, man kann auch ein Smartphone beispielsweise eine Iphone, ein Tablet oder eine gute Kamera verwenden!“ (https://www.sculpteo.com/de/3d-lernzentrum/3d-druck-software/beste-photogrammetrie-software/- Zugriff 5.10.2021). Dazu wird verschiedene 3D-Scan Software angeboten.
Damit eröffnet die Photogrammetrie auch für die Sportwissenschaft ein breites Feld von der Bewegungsanalyse bis zur Sportgeräteentwicklung. So ist sie zum Beispiel Grundlage der 3-D-Analysen der Schwimmtechnik in der Gegenstromanlage. Dazu müssen verschiedene Parameter, wie z.B. die Abstände der Kameras vom Objekt, die Brennweite des Objektivs einschließlich der Linsenverzerrung, die Brechung der dazwischen befindlichen Glasscheibe bekannt sein und berücksichtigt werden. Bei Wettkampfanalysen im Schwimmen zeigte die 2D-DLT-Photogrammetrie gegenüber einem linearen Maßstabssystem höhere Genauigkeitswerte (Veiga et al. 2010). Um für weiträumige Bewegungen im Sport Detailaufnahmen auswerten zu können, orientierte sich eine Projektgruppe des IAT Leipzig (Drenk et al. 1996) an den Modellverfahren der Photogrammetrie unter Nutzung der Sofortinformationen der Gesamtkörperaufnahme für subtile biomechanische Analyse der Bewegungen von Körperdetails. →Wettkampfanalyse, →Leistungsdiagnostik
Beispiele aus dem Schwimmen:
- In einer Studie wurden die kinematischen Parameter der Übergangsphase im Schwimmen bei nationalen Wettkampfschwimmern in Abhängigkeit von Geschlecht und Schwimmart analysiert. Zwischen den Geschlechtern gab es kleine Unterschiede in der Distanz und der Geschwindigkeit. Die Schwimmer legten größere Distanzen zurück und waren schneller als die Schwimmerinnen. Beim Rückenschwimmen benötigten die Schwimmer mehr Zeit und mehr Strecke, wobei dies der langsamste Stil war. Beim Schmetterling benötigten die Athleten weniger Zeit und weniger Strecke, während der Kraulstil der schnellste von allen war (Trinidad Morales et al. 2020).
- In einer anderen Studie wurde die Bahnkurve des Kopfes (Kopftrajektorie) während eines Wettkampfs über 400 m Kraul mittels Stereophotogrammetrie untersucht, um Informationen über die Linearität der Bahn von Elite-Schwimmern zu erhalten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Vorwärtsgeschwindigkeit und die Geschwindigkeit der seitlichen Schwankungen in einem linearen Zusammenhang stehen. Dabei nehmen sowohl die Wettkampfgeschwindigkeit als auch der Geschwindigkeitsverlust von der ersten zur achten Bahn zu (Gatta et al. 2015).
Mehr zum Thema (allgemein): https://ccc-sportsoftware.de/praxisguide-videoanalyse-sport/