Lernen, motorisches
Lernen, motorisches (learning, motor), „Erwerb motorischer Handlungskompetenz durch Aneignung motorischer Fertigkeiten und zweckmäßiger Verhaltensweisen (Schnabel et al. 2008, S. 128).
Da Lernen auf komplexen Informationsverarbeitungs- und Speicherungsprozessen beruht, ist im Training die Einheit von Wissens- und Könnensaneignung (→Wissen/→Können) zu sichern. Dazu zählen:
- die Erarbeitung einer Bewegungsvorstellung durch Leitbilder (Film, Bild, Vormachen…),
- die Kontrolle des Erfassten durch verbale Wiedergabe und
- die bewusste Bewegungswahrnehmung („Was hast Du gespürt?“).
Das setzt voraus, dass dem Sportler nicht nur erklärt wird, was er zu tun hat, sondern auch warum. Die Anforderungen im motorischen Lernprozess sollten zunehmen, aber gleichzeitig das motorische und konditionelle Ausgangsniveau berücksichtigen. Die theoretischen Ansätze sind vielfältig (→ „closed loop“-Theorie, →Schema-Theorie, „Schalthebel-Analogie“ usw.), eine übergreifende Theorie, die allen Facetten des motorischen Lernens genügt, steht noch aus. In der Trainingspraxis hat sich das Drei-Phasen-Modell von Meinel & Schnabel (2004) bewährt, das die Lernphasen in Entwicklung der Grobkoordination, Entwicklung der Feinkoordination und Stabilisierung der Feinkoordination mit Ausprägung zur variablen Verfügbarkeit unterscheidet. Motorisches Lernen erfolgt am wirkungsvollsten in ausgeruhtem Zustand und ohne Ablenkung. Stress, Aufregung und Hektik können den Lernerfolg einschränken (Bartonietz, 2008). Schlaf hingegen ist sowohl für die Stabilisierung zuvor erworbener motorischer Erinnerungen als auch für die Erhaltung der Fähigkeit des Gehirns, sich plastischen Veränderungen zu unterziehen, notwendig, um neue Fähigkeiten zu erlernen (Wenderoth, 2018). →Training, ideomotorisches
Exkurs: Im Rahmen einer explorativen Studie interviewten Böchthold & Schölermann (2015) leistungssportlich aktive Schwimmer zum Feedbackverhalten ihrer Trainer im Rahmen des Techniktrainings. Die befragten Schwimmer erwarteten von ihren Trainern grundsätzlich häufige und differenzierte Rückmeldungen im Trainingsprozess. Allerdings wollen sie nicht wahllos mit Hinweisen überschüttet werden, sondern brauchen vielmehr Gelegenheit, die Hinweise praktisch zu erproben und unzusetzen. Diese sollten knapp und pointiert erfolgen, wobei die Visualisierung (Vormachen) besonders anerkannt wird. Wichtig ist hierbei eine einheitliche Lehrmeinung bei den Trainern. Wenn bei einem Trainerwechsel (Lehrgang, Wettkampfbetreuung) auch die Fehler „wechseln“, verunsichert das den Schwimmer.
- Reischle & Kandolf (2015). Wege zum Topschwimmer, Bd. 1, Kapitel A4 Motorisches Lernen, 87- 126
- Geraedts, P. (2020). Motorische Entwicklung und Steuerung: Eine Einführung für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Trainer. Berlin Springer
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Wollny, R. (2017). Bewegungswissenschaft – Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Meyer & Meyer Aachen
- Staub et al. (2021). Entwicklung eines funktionalen Bewegungsverständnisses als Voraussetzung für das Erlernen elementarer Kraul-Technikelemente. DSTV-Reihe, Bd. 46, 105-116