Kraft
Kraft (force, strengh), ursprünglich nur auf Muskelspannung bezogen, wird heutzutage Kraft außerhalb der Physik auch als körperliche und geistige Eigenschaft (Willenskraft) verstanden. Kraft ist:
- Physikalisch das Produkt aus Masse und Beschleunigung (F = m ∙ a)
- eine konditionelle Fähigkeit, um äußere Widerstände durch Muskelaktionen zu überwinden, zu halten oder ihnen entgegenzuwirken.
Selten ist über eine konditionelle Fähigkeit so viel geforscht, geschrieben, gestritten worden wie über die Kraft (allein in der Bibliothek des IAT „Sponet“ 16.529 Quellenangaben, allein zu „Kraft im Schwimmen zum 18.01.2020). Weltweit werden von den Bodybuildern neue Forschungsergebnisse aufgesaugt, in der Hoffnung, dass Muskelberge wachsen. Der Schwimmer benötigt Kraft, um die eigene Körpermasse bei Start und Wende zu beschleunigen (Sprungkraft), für den Antrieb bei Überwindung des Wasserwiderstandes und zur Stabilisierung des Rumpfes (→Wasserlage). Da die Kraft die energetische Basis für alle sportlichen Leistungen ist, bei denen die beanspruchte Muskulatur über 30% ihrer maximal verfügbaren Kraft einsetzen muss (Harre in Schnabel et al. 2008, S.158), sind Anteile und Inhalte des Krafttrainings entsprechend der Disziplingruppen im Schwimmen unterschiedlich.
Zu den Erscheinungsformen und deren Hierarchie gibt es in der Sportwissenschaft differenzierte Auffassungen. Hier wurde die Struktur übernommen, die die Maximalkraft als Basisfähigkeit voraussetzt (Schmidtbleicher, 1980). →Muskelkraft, →Kraft, allgemeine, →Kraft, absolute, →Kraft, äußere, →Kraft, innere, →Kraft, mittlere, →Kraft, reaktive, →Kraft, relative, →Kraft, spezifische, →Kraft, vorwärtstreibende,
Das Krafttraining im Schwimmen war in den letzten Jahrzehnten gekennzeichnet durch –
- eine Übernahme in das Kindesalter (Krafttraining im Kindesalter) mit seinen positiven Auswirkungen auf „den aktiven und passiven Bewegungsapparat sowie die Arbeit des zentralen Nervensystems und die hieraus resultierenden Veränderungen des Kraftverhaltens“ (Wirth, 2018, Stott, 2014). Gestützt wird dieses Vorgehen durch Studien, die beweisen, dass Krafttraining in diesem Alter zu den sportlichen Aktivitäten mit dem geringsten Verletzungsrisiko zählt.
- eine zunehmende Beachtung im Hochleistungstraining durch die stärkere Zuwendung zur Rennstruktur (race-pace-Training) und die Forcierung auf die Sprintdisziplinen
- die Erarbeitung entsprechenden Handmaterials für die Trainer (Rahmentrainingsplan DSV Kraft)
- teilweise konträre Auffassungen zum Training der (semi)spezifischen Kraftausdauer an Land
- den Einsatz widerstandserhöhender Trainingsmittel in allen Belastungszonen des Wassertrainings, um die Antriebsleistung in der zyklischen Bewegung der Schwimmarten zu erhöhen (Graumnitz et al. 2017).
„Mechanistische Auffassung“ will nichts als Quantitäten, aber die Kraft steckt in der Qualität. Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
- FAQ Spitzensport-Symposium 2019 – Kräftiger, schneller, ausdauernder? Entwicklung der muskulären Leistung im Hochleistungstraining. (2019). Leipzig: IAT. Zugriff am 28.05.2019 unter https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/win/kraftsymposium_2019/FAQ/mobile/index.html – Zugriff 18.01.2020
- Madsen et al. (Hrsg.):Trilogie „Wege zum Topschwimmer“ Bd. 1-3, Hofmann-Verlag 2014-2015